Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 3.3.2016:

Ciao 2:

Französisch wird leichter!

Dieser vollmundige Titel stand kürzlich im BLICK. Man weiss es längst: Französisch ist eine schwierige Sprache, deshalb gibt es in Frankreich TV-Sendungen mit Diktaten, in denen auch die gebildeten Franzosen versagen, weil sie die allerletzten Feinheiten dieser Sprache eben doch nicht ganz beherrschen. Aus meiner Lehrertätigkeit weiss ich es auch: Man tut sich schwer mit dieser Sprache, auch aus diesem Grund musste sie in den meisten Kantonen dem Englisch weichen, das halt viel einfacher ist und natürlich DIE Weltsprache ist – obwohl viel mehr Menschen chinesisch sprechen – aber das ist dann doch noch eine rechte Portion anspruchsvoller.

Die Rechtschreibereform, die wir mit der deutschen Sprache mehr recht als schlecht hinter uns gebracht haben, ist ein Pappenstiel verglichen mit jener, die jetzt in Frankreich beschlossen worden ist. Man stellte einfach um, ohne Umfrage oder Abstimmung: Wir lassen ab sofort etwas weg. Ich war nach der Schlagzeile sehr gespannt, was jetzt für alle Französisch-Schreibenden VIEL einfacher werden würde. Ich mach’s kurz: Ab sofort wird der accent circonflexe weggelassen – ausser in den wenigen Zweifelsfällen, die im BLICK erwähnt werden: «sur» und «sùr»: «auf» und «sicher». Das ist wahrhaftig eine richtige Revolution! Unserer Schülerinnen und Schüler werden insgesamt verblüffend weniger Fehler in der Rechtschreibung machen, wenn sie das circonflexe weglassen dürfen oder sogar müssen.

Ich denke, dass wir die deutsche Sprache auch weiter vereinfachen sollten. Als ersten Schritt lassen wir zum Beispiel alle i-Tüpfli weg. Das hat weitreichende wirtschaftliche Folgen: Auf keinem Schreibprogramm in Deutsch gibt es das i ohne Tüpfli – ich hab’s gerade versucht, aber das geht auf meinem Mac nicht. Im gleichen Atemzug würde ich dann auch die Ä-, Ö- und Ü-Tüpfli weglassen, das geht auf jeder Tastatur und vereinfacht auch die Handschrift, weil man nicht absetzen muss, um die Pünktchen zu schreiben. Es gäbe auch hier einige Zweifelsfälle, in denen man die Pünktchen doch noch setzen müsste, um Missverständisse auszuschliessen. Garen, gären, waren, wären, musste, müsste. Viel effizienter wäre es allerdings, man würde aus dem SCH ein S machen, da spart man gleich zwei Buchstaben, und lesbar bleibt es doch: Hat Saggline son Sokolade gegessen? Inzwisen halt der Rauber dem Gesaftsfuhrer die Masinenpistole an die Slafe. – Und wenn wir son am vereinfachen sind: die vielen E bei IE kann man sich ohne Saden sparen. Und die Dehnungs-H eigentlich auch. Sit doch vil soner aus! und kurzer auch, vil kurzer, das ist angenem und son auch praktis, di Verstandlichkeit leidet praktis nicht. die kleinsreibung wird onehin ausserst bald eingefurt. und forser haben herausgefunden, dass man one weiteres auch vokale sparen kann, si kennen die beispile sicher aus versidenen quellen. worter wie maskerade sind dann noch mskrd, der nachste sritt ist das weglassen von U nach Q und di verdopelungen. das wird ganz hubs, wen dan das apenzeler bir nur noch urqel heist. «sone gruse» tont kurzer und bundiger und das Z kan man leicht durch S ersetsen. vile feler kan man dan gans sicher nicht mer machen.

 

 


André Bernhard,
3.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 63.

Artikel als PDF downloaden

Standpunkte:

4.3.2016, 11:06 Uhr.

Herbert Danzer schrieb:

Um die deutsche Sprache noch mehr zu vereinfachen, empfiehlt sich zusätzlich zur Reform der Rechtschreibung auch eine der Grammatik. Schon vor hundert Jahren (im Jahr 1916) warb Adalbert Baumann in einem Buch für die Verbreitung des von ihm vorgeschlagenen "Weltdeutsch". Eine Textprobe daraus:

"auf de raise. is das de banhof? ia. wohin (tut) Si wolen raisen? nach Budapest. welche zug (tu) ich nemen solen? tun Si faren mit de snel-zug, in 3 stunden tun Si (Si tun) hinkomen."


4.3.2016, 08:20 Uhr.

Roger Rutz schrieb:

In wenigen Worten alles gesagt...
Einfach genial, danke, Andre. :-)


Veröffentlichen Sie Ihren

Standpunkt*:

Verbleibende Zeichen: 777 von 777

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.