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«Wandzeitung» vom 19.6.2016:

Die besten Schulen der Welt:

10 Millionen gespart ...

Das habe ich einfach nicht geahnt: Wir haben die besten Schulen der Welt. Präziser: die besten öffentlichen Schulen. Nach welchen Kriterien gemessen und verglichen wurde, verschweigt leider Stadtrat Fritschi, der diese Aussage den Medien mundgerecht serviert hat. Ich weiss nicht, wieviele Länder der Stadtrat bereist hat, um die Schulen zu untersuchen. Wenn ich die PISA-Resultate und die florierenden Privatschulen ansehe, mache ich doch einige Abstriche. Warum wohl fehlen gerade jetzt so viel ausgebildete Lehrpersonen? Warum beträgt der Männeranteil an öffentlichen Schulen gerade noch 23%? Hätten wir wirklich die besten Schulen der Welt, sähe das wohl anders aus. Privatschulen sind teuer, ein Schulplatz kostet pro Monat zwischen 1600 und 4000 Franken, da muss es wohl Gründe geben, die Kinder privat schulen zu lassen. Wenn Bildungspolitiker ihre Kinder in private Schulen schicken, ist es wohl um die öffentlichen Schulen doch nicht so hervorragend bestellt. Denn die wissen doch bestimmt, warum sie ihre Jugend in private Institutionen schicken. Frau Aeppli, unsere Ex-Bildungsministerin hat ihre Kinder jedenfalls sofort in Privatschulen geschickt, und sie wusste ja bestimmt, wie die öffentlichen ticken.

Verschiedene Pädagogische Hochschulen werben jetzt um Männer, in der Westschweiz wird das Klagelied angestimmt: Männer in die Schulen, aber subito. Man fragt sich dort, was die Kinder für ein Männer-Frauenbild bekommen, wenn sie «nur» von Frauen unterrichtet werden. Gründer für das Fernbleiben der Männer vom Lehrerberuf werden aufgeführt: Zu wenig Karrieremöglichkeiten, zu wenig Ansehen, null Prestige. Stimmt. Vor fünfzig Jahren, da war man(n) noch jemand, wenn man sagen konnte, man sei Lehrer. «Grüezi Herr Lehrer», hiess es da, und der Bauer beschenkte den Herrn Lehrer nach der Metzgete mit grosszügigen Wurst- und Fleischpaketen. Und in der Dorfbeiz durfte der Herr Lehrer am Tisch mit Arzt und Pfarrer tafeln. Tempi passati. Wenn auf dem Tennisplatz nach dem Beruf gefragt wird und man mit «Lehrer» antwortet, bekommt man ein mitleidiges Lächeln und etwa den Spruch «du arme Siech». Es ist halt nicht mehr wie früher ...

Noch ein Wort zum Qualitätsvergleich: In anderen Ländern wird Frontalunterricht gerne erteilt und Disziplin gross geschrieben, und das hat seine Auswirkungen. In Kamerun, wo Klassengrössen von 100 an der Tagesordnung sind, kann man – nicht wie bei uns – SOL, selbstorganisiertes Lernen – üben, oder Atelier- oder Projektunterricht, sondern halt wie früher Frontalunterricht. Oder in China: Da gibt’s auch Lernen unter Zwang, ja, weil man die komplizierte Schrift nicht so schnell intus hat. Ich habe dort einige Schulen besucht und muss sagen, dass sie hervorragend organisiert sind, und dort Respekt und Disziplin, aber auch Freude ein ausserordentlich gutes Lernklima ermöglichen. Oder SALEM und ROSENBERG: Zwei private Schulen, die zwar einen Haufen Geld kosten, jedoch fantastische Schulabgänger hervorbringen.

Bernhard Bueb, vom Institut Salem schrieb «Das Lob der Disziplin» und er wusste warum.


André Bernhard,
19.6.2016, 115. Jahrgang, Nr. 171.

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Standpunkte:

20.6.2016, 13:06 Uhr.

Herbert Danzer schrieb:

Ein paar Berichte zur Situation der Schüler im PISA-Vorzeigeland China:
http://www.stimmen-aus-china.de/2016/03/02/schueler-suizid-in-china-zu-leben-lernten-sie-nicht/
http://www.welt.de/vermischtes/article131540452/Schulstress-treibt-Chinas-Schueler-in-den-Suizid.html


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