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«Wandzeitung» vom 3.8.2016:

Was ich im Sommer lese:

Knill – Knall – Knell.

Neben Knill, Knall, Knell gibt es auch Knoll und Knull. Was jetzt kommt, sind keine freien Assoziationen, sondern lexikalisch überprüfbare Verbindungen. Knill: Das ist zum Beispiel die grosse Kommunikationsagentur mit dem Ehepaar Knill, da ist aber auch der Vater der Kommunikation: Paolo Knill, der in den USA gewirkt hat. Einer meiner Mitstudenten hiess auch Knill – die Knills sind alle innovativ und kommunikativ. Knall: eine freie Assoziation wäre der erste August: da gibt’s nicht nur einen Knall, sondern viele und teure, die meisten kommen aus China. Einige Zeitgenossen haben auch einen Knall; nur ein Beispiel: Jean Moundir, den Sie vielleicht noch nicht kennen: Der ist einer der bekanntesten Twitterer Frankreichs. Warum er einen Knall hat: Er teilt die Menschheit in zwei Klassen: Jene, die während der Arbeit kacken und jene, die Würde haben ... Oder: Lotto ist Millionen gewinnen mit Kreuzen. Das ist nicht neu, das mache der Vatikan schon lange. – Noch immer Knall: Knall ist ein begnadeter Dirigent, Klaus Knall, der lange an der Predigerkirche Zürich gewirkt hat. Seinem Namen hat er keine Ehre gemacht, denn es hat in seiner Kantorei nie geknallt. Da wäre ich ja schon bei Knell, aber bei Knell kommt der Wolf, und den verschiebe ich noch um ein paar Zeilen. Knoll ist Ihnen bekannt: Auf Knoll-Möbeln parkieren edle Manager ihre ebenso edlen Hintern. Manchmal sitzt auch eine Knolle im Knoll, aber das ist nicht so wichtig für die Umsätze von Knoll international. Knull ist schwedisch und heisst Ficken – weitere Erklärungen gibt’s hier nicht.

Nun also Knell. Zu Knell gehört der Wolf, also ist es der Knellwolf. «Tief ist der Brunnen er Vergangenheit», so lautet der erste Satz von Thomas Manns Roman «Joseph und seine Brüder», und damit beginnt ein Kapitel in Ulrich Knellwolf neustem Buch, das für einmal nicht ein Krimi ist, mit dem Genre, mit dem der ehemalige Pfarrer an der Predigerkirche seine grössten Erfolge hatte – Sie erinnern sich: «Roma Termini» oder die schauerlichen Geschichten im «Tod in Sils-Maria».

Sein neues Buch ist ein theologischer Rückblick, eine Rundumschau über seine letzten fünfzig Jahre: «Stückwerk zu Gott und der Welt». –

Tief ist der Brunnen der Vergangenheit, ja, man geht im Erzählen immer zurück: Vom Vater zum Grossvater, dann zum Urgrossvater und eventuell bis zu Adam und Eva. Knellwolf und ich waren im gleichen Gymnasium, tief in der Vergangenheit, und gestern habe ich sein neues Buch gekauft und etwas neues gelernt: Ich hatte immer gemeint, dass Eva in eine Apfel gebissen hat, und dass dies zur Folge hatte, dass wir nun leider nicht mehr im Paradies leben, sondern in einer Welt voller Hass und Gewalt. Nun, Knellwolf korrigiert meine Meinung: Es war wahrscheinlich kein Apfel. Wir wissen überhaupt nicht, was für eine Frucht es gewesen ist und noch viel weniger, wieviel von diesen Früchten sie gegessen hat – und was in Eva gefahren ist, um von einem Baum mitten im Garten Eden eine oder viele Früchte zu pflücken ...

Ich gebe zu: Das neue Knellwolf-Buch ist nicht so leicht zu lesen wie seine Krimis, es ist keine leichte Kost, aber interessant gespickt mit Knellwolfs Humor.


André Bernhard,
3.8.2016, 115. Jahrgang, Nr. 216.

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