Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 3.11.2016:

Wahlen:

Bravo, Mr. Rohani.

Falls Sie nicht wissen, wer Rohani ist: Macht nichts, ich wusste es bis vor einigen Tagen auch nicht. Hassan Rohani, Jahrgang 1948, Studium in Glasgow, ist der Präsident Irans.

Iran hat mich bisher auch nicht besonders interessiert, ausser der Tatsache, dass vor vielen Jahren dort eine Revolution stattgefunden hatte, die auf der einen Seite völlig ohne Schüsse stattfinden konnte. Sie erinnern sich: Der Schah, der prunkvoll sein Volk aussaugte, musste weichen, und zwar dem damals mächtigsten Mann des Islams, Chomeini. Das war 1979. Chomeini mochte ich zwar überhaupt nicht, aber es stimmt, dass er eine Persönlichkeit von ungeheurer Überzeugungskraft und grossem Charisma war. Er hat es geschafft, dass die Iraner ihm in gläubiger Überzeugung folgten. Chomeini wollte das gottlose, weltliche Regime des Schahs zerschlagen, eine islamische Republik errichten und nach den strengen Gesetzen der Scharia regieren und richten. Die Massen sind damals tagelang skandierend durch Teheran gezogen, ihre Losung lautete: «Nascharki, nagarbi dschmhurija islami.» Übersetzt: «Weder die Linke, die Rechte, nur die islamische Republik.» Kommt uns bekannt vor, oder?

Nun aber zu Mr. Rohani. Er ist bisher der einzige Staatspräsident, der sich ganz konkret und ohne Wischiwaschi zu den Wahlen in den USA geäussert hat. Für ihn stehen 2017 ja auch Wahlen an, er wird wahrscheinlich wiedergewählt. Und darum wünscht er sich, dass seine Wahlen anders laufen als jene in den USA. Während einer UN- Vollversammlung antwortete Hassan Rohani auf die Frage eines Kollegen: «Wie soll man zwischen dem Schlechten und dem Schlechteren entscheiden?» Weiter sagte Rohani, in den TV-Debatten zwischen Clinton und Trump hätten beide Kandidaten mit ihren Anschuldigungen und Spott bewiesen, dass sie «keine Moral» kennen. Tatsächlich sind ja die Duelle noch viel schlimmer und unter jedem Niveau – und Rohani ist mutig und hat Recht, wenn er beiden die Befähigung zu diesem Amt abspricht.

Was für eine Gallionsfigur braucht Amerika denn wirklich? Die Clinton ist zwar mit allen Wassern gewaschen, lügt jedoch munter vor sich her – von ihrem Ehemann her weiss sie bestimmt, wie man so ein Land regieren könnte – wenn man es denn könnte. Winterthur hat einen Superblock, und mit Trump hätten die USA einen Superbock. Talentfrei zwar und kein Meister der Bescheidenheit wüsste er bestimmt, wie man Mauern baut. Mit seinen tollen Steuertricks wüsste er auch, wie man diese mexikanische «Grosse Mauer» finanziert. Bei uns sagt man: Wem Gott ein Amt gibt, gibt er auch Verstand. Der gegenwärtige Präsident hat, als der Sprachverstand verteilt wurde, gerade nicht so heftig zugegriffen ...

Ronald Reagan hat’s gezeigt: Politisch muss man als USA-Präsident nicht viel drauf haben, aber reden muss man können, die Massen begeistern. Als Schauspieler und Filmheld war er da bestens gerüstet.

Ich bin froh, muss ich keinen Präsidenten wählen, weder in den USA noch hier. Ein weiser, antikorrupter Monarch wäre mir eigentlich am liebsten. Aber eben – Demokratie geht anders.


André Bernhard,
3.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 308.

Artikel als PDF downloaden

Standpunkte:

26.11.2016, 18:18 Uhr.

Hans Peter schrieb:

Wer «Bravo, Mr. Rohani» sagt hat sich selbst völlig disqualifiziert, egal um was es geht. Rohani ist der Präsident der iranischen Republik in welcher Menschen für Ehebruch und anderes gesteingt und für Homosexualität an Kranen aufgehängt werden. Beide Strafen werden in der Öffentlichkeit auch vor den Augen von Kindern ausgeführt. Beim Steinigen darf der Mob im Blutrausch Steine auf das wehrlose Opfer werfen, wobei die Grösse der Steine begrenzt ist, damit sichergestellt ist, dass das Leiden möglichst lange geht. Es muss klar sein, dass es für gar nichts, was von einem Präsidenten dieses Staates kommt, ein «Bravo» geben kann, weil ein solcher für nichts eine moralische Autorität hat. Da können Trump und Clinton noch so verlogen, verrottet und primitiv sein, mit Rohani können sie niemals mithalten. Man könnte in seinem USA-Hass genauso Hitler applaudieren, der die USA auch gehasst hat.Hitler», weil auch dieser ein feuriger USA-Hasser war. Natürlich ist Trump ein primitiver Dummkopf, aber dazu muss man sich nicht auf Rohani berufen. Reagan mit Trump zu vergleichen ist ebenfalls ein Erguss von blindem USA-Hass. Reagan wurde unterschätzt, er war kein schlechter Präsident. Immerhin hat er mit Gorbatschow den kalten Krieg beendet und die Abrüstungsvereinbarungen getroffen und umgesetzt.


Veröffentlichen Sie Ihren

Standpunkt*:

Verbleibende Zeichen: 777 von 777

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.