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«Wandzeitung» vom 17.3.2016:

Es ist einfach zu schimpfen:

«Stadt» wieder denken wollen.

Winterthur ist Hauptort des nördlichen Kantons, umgeben von einer idyllischen Gegend mit schmucken Dörfern. Wir geniessen die Ausflüge in die Landschaft, die Landschaft geniesst den Zugang zu den städtischen zentralörtlichen Angeboten. Dieses wechselseitige Spiel sollte uns Inspiration sein, es wird aber von verschiedenen Strömungen als Konkurrenz, manchmal gar als unverhohlene Gegnerschaft ausgelebt. Es wird auf die KESB geschimpft, welche schwierige gesellschaftliche Aufgaben in der Gemeinde übernimmt und es werden plakative Ratschläge für unsere Stadtentwicklung oder Verkehrspolitik gegeben.

Es ist einfach zu schimpfen, wenn sich Winterthur finanziell nach der Decke strecken muss. Auf der anderen Seite lösen aber Bewohner von Landgemeinden selbstverständlich eine Winterthurer Bibliothekskarte oder profitieren selbstverständlich von den subventionierten Eintritten im Hallenbad, der Eisbahn, an kulturellen Veranstaltungen oder von den günstigen Angeboten in Musik- und Sportvereinen. Es ist nicht einfach, bestimmte Voten und Ratschläge aus dem Umland zu akzeptieren und es würde bestimmt helfen, wenn auch die umliegenden Gemeinden unsere Angebote als Standortvorteil ansehen und dementsprechend unterstützen würden. In diesem Sinn ist es nicht richtig, wenn Gemeinden beispielsweise ihren Beitrag an das Theater Winterthur seit dem Jahr 2013 um einen Achtel beziehungsweise 20 000 Franken kürzen oder ein Bewohner von Dinhard an vorderster Front den Abriss unseres Theaters fordert und uns sagen möchte, wie Winterthur seine Verkehrsprobleme lösen soll. Gerade Letzteres ist ja wohl eher durch das Interesse des «In-Die-Stadt-Fahrenden» und weniger durch das Interesse des «Hier-Wohnenden» geprägt.

Richtig ist, wenn sich die umliegenden Gemeinden ebenfalls um die Zukunft unserer Stadt bemühen, es müsste dann aber schon um die gemeinsamen und eben nicht nur um die eigenen Vorteile gehen. Es ist klar, jeder sieht es aus seiner Sicht und die Vielfalt der Ansichten macht eine sachliche Arbeit an den gestellten Aufgaben möglich. Leider wird aber die städtische Sicht in zu vielen Themen nur sehr untergeordnet wahrgenommen. Ist es denn so, dass unsere Stadt zur ländlichen Gemeinde werden will oder sehen wir als Stadt unsere Funktion tatsächlich als urbanes Zentrum? Wollen wir uns tatsächlich auf Einkaufs- und Konsummöglichkeiten reduzieren oder gibt es da nicht noch andere Lebensqualitäten? Sind vielleicht auch ein bisschen ausgelassene, freudige, bunte manchmal auch aneckende Lebensqualitäten möglich oder muss alles domestiziert werden? Wollen wir die beschauliche Landgemeinde tatsächlich zur städtischen Identität machen und unsere Ausgelassenheit auf Fastnacht und Albanifest beschränken?

Für mich ist das der falsche Weg. Ich bin überzeugt, dass gerade Kreativität und Vielfalt eine Stadt zur Stadt macht und Stadt wollen wir bleiben und vor allem in Gedanken wieder konsequent denken wollen.


Christoph Baumann,
17.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 77.

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