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«Wandzeitung» vom 17.5.2016:

Alltägliches:

In Gedenken an Lars, Teil 3.

Lars, der langjährige Strassenkater lebte nun also freiwillig bei uns. Er hatte sich zähmen lassen. Und alle Nachbarn waren froh darüber, da er bei der Futtersuche immer Kehrichtsäcke aufgerissen hatte. Dank mir hatte man ihn auch einfangen und kastrieren können. Seither gab es auch weniger Katzenkämpfe.

An einem Tag im Sommer geschah es dann. Lars und mein Familien-Kater Luna stiessen unter der Balkontüre zusammen. Beide waren eigentlich Einzelgänger. Sie hatten sich aber zusammen arrangiert respektive sie gingen sich aus dem Weg. Einmal war es mir allerdings gelungen, ein Foto zu machen auf dem sie beide auf meinem Bett schliefen. Aber an diesem Sommertag eskalierte es dann. Es gab ein fürchterliches Geschrei, das mir durch Mark und Bein ging. Ich rannte schnell zum Balkon. Es waren keine Katzen mehr zu sehen, aber es lagen weisse und schwarze Haare am Boden. Ein paar Tage später ging es Luna plötzlich schlecht. Er kauerte vor meiner Türe und wimmerte mit einer abnorm tiefen Stimme. Ich nahm ihn in die Arme. Er hatte einen seltsam dicken Hals. Als ich ihn dort berührte knurrte Luna. Ich erschrak und rief den Tierarzt an. Luna hatte einen Biss in den Hals abbekommen. Weil die Katze schwarz ist und sich Wunden schnell verschliessen, hatten wir es nicht gemerkt. Darum hatte es eine grosse Infektion gegeben. Luna musste operiert werden. Zum Glück hat er es gut überstanden. Aber wir wussten, so konnte es nicht weiter gehen. Luna war nicht mehr so glücklich wie früher. Er war eingeschüchtert und ängstlich, litt unter der Fuchtel von Lars. Verzweifelt suchten wir nach einer Lösung.

Eine Freundin, welche selber vier Katzen hatte, bot sich an, Lars zu sich zu nehmen. Sie wohnt in einem Haus im Grünen, mit viel Land und Platz, wo Lars sich wohl fühlen könnte. Sie teilte meine Befürchtung nicht, dass ihre Samtpfoten das gleiche erleben könnten wie unsere Luna. Der Tierarzt sagte, dass alle froh seien, wenn Lars verschwinden würde. Die meisten Katzen an der Strasse waren mindestens einmal wegen ihm in Behandlung gewesen. Dies machte es mir leichter eine Entscheidung zu treffen.

Inzwischen konnte ich Lars kurz aufheben, ohne dass er Angstzustände bekam. Ich kam mir fies vor, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich packte ihn in einen metallenen Transportkorb und brachte ihn mit dem Auto zu meiner Freundin. Ich blieb extra zwei Tage dort, um es ihm leichter zu machen, sich einzugewöhnen. Aber Lars war todunglücklich. Kaum war ich wieder daheim, verschwand er spurlos. Wir haben nach ihm gesucht, vergeblich.

Später haben wir gehört, dass er einen Ort gefunden habe, an dem es ihm besser gefällt. Er lebt nun bei einer alten Frau, die ihn verwöhnt, auf dem Land, wo er nicht mehr mit anderen Katzen streiten muss und glücklich ist.


Momo Appenzeller,
17.5.2016, 115. Jahrgang, Nr. 138.

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