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«Wandzeitung» vom 17.11.2016:

Die Politik ist im Verruf und das hat seine Gründe:

Schaut aufs Maul und auf den Stift.

Die Politik ist im Verruf und das hat seine Gründe. Was da so alles von sich gegeben wird, ist das eine, dass es aber im medialen Echo unwidersprochen und kritiklos aufgenommen wird, das andere.

Es ist unverständlich, dass beispielsweise einem Mann wie Donald Trump von doch einer grossen Masse her das Format zugesprochen wird, ein Land wie Amerika zu führen. Haben die denn wirklich das Gefühl, dass er ernsthaft Lösungen präsentieren kann? Nicht verstehen kann ich das Entsetzen nach den neusten Enthüllungen über das Denken des Kandidaten. Es passt doch alles in seine bisherigen Äusserungen, in seine pauschale Verunglimpfung des politischen Konkurrenten oder allgemein des anderen, in seine genüssliche Pflege seiner Wut. Ziel ist nicht ein miteinander, sondern man hört es in all seinen Worten, ein Ausgrenzen und Unterdrücken.

Das ist aber nur eine der hässlichen Spitzen des Eisberges. Auch in Europa haben wir zu viele solche Tendenzen: Sie reden alles schlecht, sie schieben die Schuld pauschal anderen zu, sie arbeiten mit Ängsten statt an Lösungen und ihr Ziel ist nicht zu einen, sondern zu spalten. In ihrem Denken gibt es im Land nur Platz für die einen. Wir müssen uns nicht über Ungarn, Polen oder die Türkei entsetzen, der Stachel sitzt voll in unserem Zentrum. Front national, Gerd Wylders, AfD, sogenannte Freiheitspartien und wahre Finnen, sie pflegen und schüren die Wut und Respektlosigkeit in einer Logik, in der Menschenrechte und Frieden wieder durch Barbarei und Unterdrückung ersetzt werden sollen.

Na ja, bei uns Schweizerinnen und Schweizern ist das nicht möglich, gell? Wir kennen ja zum Beispiel die Medienfreihheit. Ja klar, es ist jedoch nur eine Freiheit von ganz wenigen, die hier zum Tragen kommt. Dies zeigt sich in der Einförmigkeit und Einfältigkeit der medialen Berichterstattung, welche ihre Qualität zu ausschliesslich in Klicks und Likes misst. Dafür wird auf jeden Furz eingegangen, dafür wird ausgeschlachtet, nur schon weil eine Schlacht spannender als eine Lösung oder gar ein Kompromiss ist. Da werden Leute und Ideen in den Fokus genommen, die eigentlich aus logischen Gründen gar nicht beachtenswert wären. Die Medien flankieren und hofieren das Gegacker aus dem Hühnerstall so einseitig, dass sie eine aktive Mitschuld an der Erosion unserer fortschrittlichen Werte haben. Wir merken klar, dass selbst einst für Lösungen und Zusammenhalt stehende Parteien sich heute stark nach dem Effekt in der medialen Präsenz ausrichten. Die Medien selber sind Mitschuld an der Leere an Inhalten: Wer Lüge nicht als Lüge entlarvt, Widersprüche nicht unmissverständlich aufzeigt, Gier und Selbstinteressen nicht entlarvt, muss sich nicht über den Verlust an ernsthafter und ehrlich gemeinter Auseinandersetzung wundern. Es wäre für den Erhalt unserer Werte wie beispielsweise Anstand und Miteinander halt schon entscheidend, wenn die 4. Macht im Staat ihre Aufgabe unmissverständlich wahrnehmen würde. Doch wo ist sie geblieben?


Christoph Baumann,
17.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 322.

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