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«Wandzeitung» vom 10.11.2016:

Wolken im Himmel und den Möwen beim Fischfangen zuzuschauen:

Das Ende der Welt.

Dieser Himmel. Unglaublich erscheint er mir. Gewaltige Wolken treffen auf feine Exemplare und dazwischen scheint die kräftige Sonne. Keine zwei Minuten später regnet es. Wobei regnen untertrieben ist. Es giesst wie aus Kübeln. Nach zehn Minuten ist der Spuck vorbei und der Himmel erstrahlt wieder blau und wolkenfrei.

In den Bücher von Jean-Luc Bannalec, mit dem Kommissar Dupin in der Hauptrolle, spielt der Himmel eine wichtige Rolle. Allerdings hatte ich es dem Autor nicht wirklich geglaubt, als er schrieb, dass auf sintflutartigen Regen das schönste Sommerwetter folgt. Aber es stimmt.

Gerade eben haben wir die Bretagne bereist. Diese Reise hatte viel mit Jean-Luc Bannalec und dessen Krimiromane zu tun. Fünf Bücher sind mittlerweile erschienen und in den fünf Bänder führt uns der Autor durch die schönsten, mysteriösesten Plätze im Finistere. Die Region rund um Quimper ähnelt manchmal tatsächlich dem Ende der Welt. Das Auto schlängelt sich durch verträumte Waldsträsschen.

Links leuchtet ein Menhir in der Lichtung und erinnert an längst vergangene Zeiten. Rechts schimmert das Meer durch die Baum-Arkade. Wahrscheinlich stimmt es, dass sich Feen und Elfen, alte bretonischen Sagen erzählen, sobald die Sonne untergeht. Das zumindest behauptet Riwal, Dupins eifriger Assistent.

Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym und in Frankreich kennt ihn kaum jemand. Wüsste man es nicht besser, so würde man glauben, dass hinter den Büchern die Marketingabteilung von Bretagne Tourismus steckt. Denn wer die Bücher gelesen hat, kann nicht anders und muss ans Ende der Welt. Überschwänglich, ohne kitschig zu werden, wird über Land, Kultur und dem hervorragenden Charakter der Bretonen philosophiert. Ganz nebenbei werden dem Leser die besten Speisen, die schönsten Spots, um einen Kaffee zu geniessen und die traumhaftesten Übernachtungsmöglichkeiten angepriesen. Einfach so. Langsam aber konstant geht das Meer in der kleinen Bucht von Port Manec’h zurück. Muscheln, Steine und Krebse kommen zum Vorschein.

Die Bretagne hat auch unter Wasser einiges zu bieten. Nach Port Manec’h hat uns, wie könnte es auch anders sein, Dupin gelockt. Austern schlürfen in der Bélon Bucht, einen Entrecôte essen in Concarneau, der Espresso im Garten mit Blick auf das Meer zu sich nehmen. Dupin überall. Aber nur für uns. Der Bretone interessiert sich nicht für ihn und die Touristen bleiben in dieser Jahreszeit der windigen Gegend fern. Gut für uns. Mehr Platz, um den Wolken im Himmel und den Möwen beim Fischfangen zuzuschauen.

 

 


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 315.

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