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«Wandzeitung» vom 2.3.2016:

Teil 1:

Vor-Ostern mit Julius.

Der kleine Hase Julius ist auf geheimer Mission. Er muss Verstecke auskundschaften fürs bevorstehende Osterfest. Er hoppelt durch den Garten und hört ein Hämmern. Er geht in die Hocke, hebt eines seiner Hängeohren und horcht. «Wer ist das?», fragt er sich und schaut mit grossen Augen den Baum empor. Gleich über ihm, oberhalb von einem Ast, sieht er einen Buntspecht.

Julius staunt eine Weile. «Was der kann, kann ich auch», sagt er sich und schlägt mit dem Kopf an den Baumstamm. «Autsch!», schreit er und hält seinen Brummschädel. Oben unterbricht der Specht sein Treiben, schaut herunter und ruft: «He Hase, alles okay bei dir?!» Julius will den Kopf schütteln, aber da dreht sich die ganze Welt um ihn. Stöhnend setzt er sich hin und hält sich am Baum fest, als ob es dann aufhören würde, sich zu drehen. «Ist dir schwindelig?», fragt der Specht besorgt. «Ja…», haucht der Hase, und das Dröhnen im Kopf lässt allmählich nach. Er wendet sich an den Specht: «Hallo Specht, ich bin Julius und hätte da eine Frage. Hast du kein Kopfweh, wenn du wie wild an den Baum hämmerst?» – «Du hast das doch nicht wirklich probiert?», fragt der Specht lachend. Julius stöhnt nur ein weiteres Mal. Er findet selber, dass es eine doofe Idee war. «Weisst du», erklärt er eifrig, «Wir Spechte sind dafür extra gebaut. Unser Gehirn hat eine schmalere Form als deines und hat weniger Hirnflüssigkeit, in dem es herumschwimmt und sich stoßen könnte und ist außerdem mit einer Fettschicht vom Schnabel weg gebettet. So werden die Schläge extrem abgefangen. So kann ich im Tag bis zu 12000 Mal hämmern, ohne eine Gehirnerschütterung zu bekommen.» Er grinst und fliegt zurück auf den Baumstamm – und hämmert weiter. «Ach so», sagt Julius staunend und hält sich eine dicke Beule, die aus dem Kopf herausgewachsen ist.

Dann erinnert er sich wieder an den Auftrag, den ihm sein Grossvater gegeben hat. Er blickt sich neugierig um. Da gibt es einige Büsche und im Gras hat es verschiedene Mulden. Er hüpft von einer zur anderen und begutachtet sie. Die einen befindet er für gut, andere verwirft er. Er ist schon seit einigen Stunden unterwegs. Es ist nicht sein erster Garten. Sein Bäuchlein knurrt. «Hätte ich doch beim letzten Garten eine Karotte ausgegraben oder von dem leckerem Kohl geknabbert, das wäre niemandem aufgefallen», denkt er genervt.

Mit wehem Kopf und wehem Bauch wagt er sich näher ans Haus heran. Er versteckt sich hinter einem Johannisbeerstrauch und äugt hervor. Er sieht eine rote Hintertür mit einer integrierten Katzentüre. «Gut, hat mich die nicht entdeckt», denkt Julius erschrocken. Wieder knurrt der Magen und Julius hält ihn erschrocken. Er sieht nach links und rechts. Aber er hat Glück. Ausser dem Specht ist niemand im Garten. Oder doch? In dem Moment raschelt es im Unterholz. Julius reisst die Augen auf und macht sich bereit mit einem Sprung das Weite zu suchen. Aber da brummt eine Stimme: «Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, du Hasenfuss.»

 


Momo Appenzeller,
2.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 62.

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