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«Wandzeitung» vom 18.3.2016:

Teil 2:

Vor-Ostern mit Julius.

«Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, du Hasenfuss.» Es ist ein alter Igel. Er trippelt daher und schleift seinen dicken Bauch auf Boden entlang. Dabei grummelt er vor sich hin. «An der Milch wirst du wohl nicht interessiert sein, oder?» Hasenjunge Julius stellt die Ohren auf. «Natürlich nicht. Aber dir tut die Milch auch nicht gut», erklärt er naseweis und nimmt Bezug auf die Ernährungslehre in der Tierwelt. Manchmal ist es doch ganz nützlich wenn man in der Schule aufgepasst hat. Aber der Igel lässt sich nicht belehren. «In meinem Alter muss man das Leben geniessen. Wer weiss, wann einen das nächste Auto überrollt. Jeden Tag drei Schlücke Milch kann mir nichts anhaben», behauptet er und rauscht an Julius vorbei dem Haus zu.

Neugierig folgt ihm der kleine Hase. Hinter einem grossen Stein, gleich neben der Türe, steht ein Schälchen Milch und ein Katzengeschirr mit Trockenfutter. Genüsslich schmatzt der Igel, als er die ganze Schnauze in den Teller hängt. Julius verzieht das Gesicht. Also wenn er sich das erlauben würde, seine Mutter würde schön toben; und erst der Grossvater. «Oh, Grossvater!», ruft Julius erschrocken aus. Der Igel hält ärgerlich inne und die Milch kleckert auf den Boden. Julius grinst und zieht die Achseln hoch. Der Igel schmatzt weiter.

Ich sollte schleunigst auf den Heimweg, denkt der Kleine. Sonst macht er sich Sorgen, wenn ich so lange ausbleibe. Aber der Magen knurrt immer noch und der Weg ist weit. Ein Umweg in den Gemüsegarten liegt definitiv nicht drin. Ausserdem sind dort etliche gute Verstecke für seine Osternestchen dann. Die muss er nicht mehr extra auskundschaften. Auch die in der Scheune nicht. Und beim Obstbaum, der umgefallen ist. Diese Zeit kann er sich sparen. Trotzdem ist er spät dran. Unpünktlichkeit kann er sich nicht mehr leisten. Diese Zeiten sind vorbei. Stolz denkt er an die bevorstehende Zeit.

Endlich verlässt der Igel den Teller. Das waren einige Schlücke mehr als drei, denkt Julius kopfschüttelnd als der Igel grusslos an ihm vorbeitrippelt, zurück ins Unterholz. Selber schuld, wenn der Bauchweh kriegt. Ich habe gedacht, dass man mit dem Alter gescheiter wird? Julius interessiert sich für das Katzenfutter. Das wollte er schon immer mal probieren. Er klaubt vorsichtig ein Leckerli aus dem Katzengeschirr. Es ist schön orange. Er schnuppert daran. Ungewohnt, aber nicht unangenehm. Er steckt es in den Mund. Hmm … Karotten. Er sucht sich noch eine Karotte heraus. Diesmal eine grünes. Ab damit in den Mund. Auch nicht schlecht. Und so geht es weiter. Wenn die einen auch besser schmecken als die anderen. Der Hunger macht da keinen grossen Unterschied. Eins, zwei, drei ist das Geschirr leer. Auweia, denkt Julius. Nun ist der Bauch schwer. Ob sich die Katze freuen wird? Er macht sofort kehrt und hoppelt quer durch den Garten. Der Specht arbeitet immer noch an seinen 12000 Hammerschlägen. Julius grinst und verlässt den Garten. Neben dem Feldweg geht es hinunter zum Bach. Er verspürt einen gewaltigen Durst. Gleich ist ihm viel wohler. Nun aber schnell nach Hause, Julius.


Momo Appenzeller,
18.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 78.

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