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«Wandzeitung» vom 2.4.2016:

Teil 3:

Vor-Ostern mit Julius.

Schuschu staunt, als sie nach Hause kommt und ihr Katzengeschirr leer ist. Sie schnuppert. Da war jemand an ihrem Futter! Rund um den Teller ist Milch verkleckert. Eine Unverschämtheit, was sich diese Wildtiere heutzutage erlauben, denkt die Mieze erbost. Sie miaut empört, als Petra aus der Türe kommt. «Na, du Nimmersatt! Was ist denn mit dir los? Kriegst du nie genug?», lacht das Mädchen. Und Schuschu macht sich beleidigt über die Milch her.

Hase Julius biegt gerade in den Moosackerweg ein, da hört er ein verzweifeltes fiepen, das seltsam hohl klingt. Erschrocken bleibt er stehen, horcht und geht dann eilig auf die Laute zu. Es ist ein kleiner Welpe, der mit dem Kopf in einem Krug feststeckt. Das glaub ich jetzt nicht, sind denn heute alle so gierig, denkt er, reibt seinen eigenen, runden Bauch und stösst laut auf. Gut hat das der Grossvater nicht gehört. Er versucht den kleinen Hund zu beruhigen und schaut sich um, ob er etwas Passendes findet. «Beruhige dich, ich muss dir etwas über die Birne ziehen», sagt Julius. Aber er zweifelt selber an seinen eigenen Worten. Er nimmt einen grossen Stein und lässt ihn beherzt über den Keramikkrug sausen. Was für ein Krach! Der Hund ist frei und rennt laut bellend davon. Der Schreck steckt ihm noch in den Gliedern. «Noch einer mit Beule», sagt Julius laut und greift an seine eigene. Es dunkelt schon, als Julius in der Ostermalerei auftaucht. Die Nachtschicht hat schon begonnen. Der Grossvater hockt vorne in seinem bequemen Stuhl, die Brille tief auf der Nase sitzend und die Hinterläufe auf einem Schemel. «Julius, du kommst spät. Und woher stammt die Beule?», fragt er besorgt.

Atemlos erzählt Julius, was er erlebt hat und die Arbeiter lauschen andächtig, während sie bunte Kreise und Tupfen auf die Eier malen.

«Schön und gut, mein Junge», sagt der Grossvater gütig und lächelt. «Aber du hattest ja einen Auftrag zu erfüllen. Hast du genug Verstecke für die Ostergeschenke gefunden?» Der kleine Hase nickt freudig. «Und hast du den kürzesten Weg zwischen den Gärten ausgeklügelt? Das muss tipptopp klappen am Ostersonntag. Wenn die Kinder aufwachen und in den Garten gehen, muss alles versteckt sein.» Der alte Hase schiebt die Brille richtig auf die Nase und schaut Julius prüfend an. «Selbstverständlich Grossvater. Das wird klappen. Du kannst mir vertrauen!», sagt er mit gewölbter Brust. «Na gut, mein Kleiner. Dann komm mal her», sagt er und nimmt ein grosses Buch.

«Gegessen hast du anscheinend schon. Ich hoffe, du kriegst davon keine Verstopfung», sagt er lächelnd und denkt dabei an seine eigene Jugend.

Julius klettert auf seinen Schoss und kuschelt sich an seinen Grossvater. Dieser streichelt ihn über den Kopf und sagt nicht ohne Stolz: «Für heute hast du genug gearbeitet. Ich erzähle euch allen noch eine Geschichte und dann geht’s ab in die Heia, Julius. Und morgen machen wir dann mit dem Konditionstraining weiter. Damit du dann fit bist wie ein Turnschuh als mein Nachfolger.»


Momo Appenzeller,
2.4.2016, 115. Jahrgang, Nr. 93.

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