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«Wandzeitung» vom 25.1.2016:

EIN SATZ:

Aus China kommt das Heil.

Wenn du ein fremdes Land betrittst, frage, was dort verboten ist. KONFUZIUS

Bis in den Fernen Osten kam ich über die Festtage nicht, sondern nur in den Mittleren. Keine Angst oder Hoffnung, mein Besuch war islamismusfrei. Auch das in einem Souk erstandene Emiratskostüm mit langem weissen Gewand und Kopftuch – zu besichtigen auf meiner Facebook-Seite – hat nichts zu bedeuten, es ist in der Wüste einfach bequem. Und man fällt damit würdevoller vom Kamel als in Shorts und T-Shirt. Im Gegensatz zur politischen Konkurrenz übrigens, ohne sich den Fuss zu brechen.

Der Stern der Könige aus dem Morgenland war auch von den brennenden und intakten Türmen, welche in Dubai in den Sand gesetzt wurden, nicht zu sehen. Ich überlege mir, den Reiseveranstalter zu verklagen. Da fällt mir ein: Das bin ja ich selber, denn Gruppenreisen bin ich abhold.

Im Gegensatz zu den Leuten aus China. Ihre Gruppenreisen helfen der hiesigen Hotellerie aus der Patsche. Zumindest, wenn man einem Artikel glaubt, der kürzlich in jenem nicht kostenlosen Gratisblatt erschien, das sich «diese Zeitung» nennt.

Sollten die chinesischen Touristen den Grundsatz ihres grössten Philosophen, Konfuzius, beherzigen und fragen, was in der Schweiz verboten ist, wird man ihnen sehr einfach antworten: «Alles, und demnächst noch viel mehr. Und was nicht verboten ist, ist obligatorisch.» Das kann sie angesichts von Jahrzehnten Maoismus selbstredend nicht abschrecken.

Fünf Chinesen benötigen offenbar nur soviel Raum, Zeit und Nerven wie ein einziger Deutscher. Kein Dichtestress mehr, weder in den Hotelbetten noch an der Bahnhofstrasse oder auf dem Jungfraujoch. Und wo wir die Deutschen sprachlich annähernd verstehen – wenn auch nicht gegenseitig und nicht inhaltlich – ist dies bei den Chinesen ganz ausgeschlossen. Mit Ausnahme der auf unser sinologisch oder auf ihrer Seite germanisch oder gar alemannisch Geschulten. Missverständnisse durch kulturelle Nähe entfallen mehrheitlich von vornherein, wenngleich ein Asiate Chuchichäschtli potenziell besser aussprechen kann als ein Deutscher. Chinesen sind aber nicht nur der Ausweg aus unserer Euro-Tourismuskrise, sondern auch die Patentlösung für unsere Expat-Probleme. Dubai macht es uns mit einem Heer von chinesischen Einwanderern vor. Sie sind pflegeleicht. Ein paar zehntausend Besenkammern und Veloabstellplätze, und sie sind zufrieden. Auch kommen sie nicht aus einem Gewalt-, Krisen- oder Kriegsgebiet, sodass ihnen ihr immerwährendes Lächeln nicht vergangen ist. Die Flüchtlingsproblematik – neuideologisch als Asylchaos bezeichnet – ist passé. Zudem sagen sie schon aus kulturellen Gründen zu allem ja, wenn auch nicht Amen, und sind angepasst an ihr repressives System. Sie werden sich in unserem Land der aufgehenden Sicherheit problemlos integrieren.

Sollten sie dennoch wie ihre levantinischen Vorgänger gefühlt überhandnehmen, steht einem neuen Ausschaffungsbegehren (flankiert von Durchsetzungs-, Vollzugs- und Tempelverbotsiniativen) aus heimatverlustängstlichen Kreisen nichts entgegen.

 


Adrian Ramsauer,
25.1.2016, 115. Jahrgang, Nr. 25.

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