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«Wandzeitung» vom 14.3.2016:

Lästiges im Alltag:

Mia, die Stubenfliege.

Hmm lecker, denkt Mia und landet auf Joes Arm. Er isst einen reifen Pfirsich. Strenge Gerüche und verschiedene Spritzer auf dem Pulli steigen Mia in die Nase. Zwiebel und Knoblauch sind ihr zu scharf, sie fliegt auf den anderen Arm. Hier locken Bratensauce und Apfelmus. Mit den Vorderfüssen kann sie Zuckerarten erkennen. Fliegen besitzen einen Tupfrüssel, mit dem sie flüssige Nahrung zu sich nehmen und mit ihrem Speichel auch feste, nahrhafte Flüssigkeiten, um Beispiel einen eingetrockneten Safttropfen, auflösen. So lange hält der Bub aber nicht still. Er wedelt mit dem Arm und Mia fliegt weg. Aber nicht weit.

Mia ist noch jung. Sie kann bis zu 24 Tage alt werden, Männchen eher weniger. In ihrem Leben könnte Mia bis zu 7 mal 100 – 150 Eier legen. Die Maden brauchen nur etwa zwei Tage, bis sie schlüpfen. Danach verpuppen sie sich zweimal, bis sie kleine Fliegen sind. Heute wird sie sich paaren. Aber zuerst will sie Joe ärgern. Ihre leichteste Übung! Sie startet eine Attacke ins Gesicht. Sie landet auf der Nase. Joe bläst sie weg und schlägt nach ihr. Doch sie ist schnell. Fliegen sind wahre Flugkünstler, sie fliegen bis zu zwei Meter pro Sekunde. Bei 200 Flügelschlägen in der Sekunde erreicht sie sieben Stundenkilometer Schwingkolben unter den Flügeln, ähnlich wie Trommelstäbe, ermöglichen eine stabile Fluglage, indem die Fliege sie gegengleich zum Flügelschlag bewegt. Joe ist alarmiert, eine lästige Fliege. Er jagt sie. Sie ist frech und geschickt.

Mia hat rote Facettenaugen, halbkugelförmig, bestehend aus vielen kleinen Augenkugeln. Sie sieht ihre ganze Umgebung ohne den Kopf zu wenden. Sie weicht den Schlägen in die Luft aus, schiesst seitlich am Kind vorbei und landet dann auf der anderen Wange. Der Pfirsichsaft! Joe spürt, dass etwas Feuchtes an der Wange kitzelt. Mia spürt den Luftzug der Hand, die nach ihm schlägt, startet durch und die Hand landet in seinem Gesicht. Wütend holt Joe die Fliegenklatsche. Durch die grössere Fläche ist die zwar gefährlich, gibt in der Luft aber mehr Widerstand. Er muss vorsichtig sein, sonst geht etwas zu Bruch. Mia hetzt ihn durchs Haus und hat mächtig viel Spass. Langsam wird sie müde, fliegt hinter eine Scheibe. Joe kommt und betrachtet sie. Mias Körper ist grau, hat vier Längsstreifen auf dem Brustteil und ein Flügelpaar. Später misst sie bis zu acht Millimeter. Um nicht abzurutschen haben ihre Füsse kleine Härchen, die ein Sekret ausscheiden, das wirkt wie ein Saugnapf.

Joe verliert die Lust, das Insekt zu töten. Er beobachtet Mia, die sich putzt. Sie reibt das Paar Vorderfüsse blitzschnell aneinander und abwechslungsweise über den Kopf. Das sieht etwas gruslig aus. Joe erinnert sich an ein Sprüchlein: Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach. Die Mutter ruft nach ihm und Mia ist allein. Da sie robust sind, leben auf der ganzen Welt verschiedenste Fliegenarten. Ausser in den Wüsten und an den Polen, wo es zu heiss oder zu kalt ist. Mia ist eine Einzelgängerin. Wenn es viel Nahrung gibt oder es um den Nachwuchs geht, dann vereinigen sich die Fliegen zu Schwärmen. Mia findet ein offenes Fenster und schwirrt in die Dämmerung.

 

 


Momo Appenzeller,
14.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 74.

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