Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 14.4.2016:

Schöne Erinnerungen:

Alte Freunde treffen
und das eigene Elternhaus schätzen.

Nach 20 Jahren treffe ich meine ehemalige Freundin C. wieder, nachdem mich ihre Mutter kontaktierte, um sich die Füsse von mir pflegen zu lassen. Ich verstand mich auf Anhieb sehr gut mit Cs Mutter, obwohl ich keine guten Erinnerung an Cs Zuhause hatte. Das lag aber an ihrem Stiefvater, der diktatorische Züge aufwies und ein geselliges Verweilen bei ihnen zu Hause verunmöglichte. Vielmehr erinnerte ich mich gerne an ihre Grossmutter, von uns Grousele genannt (Baslerdeutsch ausgesprochen), bei der wir uns an freien Nachmittag was kochen konnten – alles mit gebratenem Paniermehl darüber. Und sie Mal um Mal ab unserem immer gleichen Witz: «Grousele back mer fümefufzig Pfefferkieche» (auch Baslerdeutsch ausgesprochen) lachte. Auch an ihren an Demenz erkrankten Grossvater, den wir ab und an im Altersheim besuchten, erinnerte ich mich gerne. Und weil Cs Mutter und ich uns so gut verstanden, bekam ich Heimweh nach meiner Freundin, mit der ich ab der 4. Klasse bis zur Sekundarschule wie auch die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester absolvierte, und schrieb sie an. Wir trafen uns dann gleich die Woche darauf und im Hinblick auf das Treffen, fielen mir viele Geschichten aus unserer gemeinsamen Zeit wieder ein, an die ich schlicht nicht mehr gedacht hatte. Ausflüge mir unseren getauften Velos Gerry und Max, die Rollschuhfahrten, das gegenseitige Vorsingen von Poplieder mit einem Walkman, das «Apothekerlen». Das Wiedersehen war super, wir erkannten uns sogleich, ich sie, weil sie ausser einigen schmucken Falten im Gesicht, immer noch die genau Gleiche war, sie mich, weil sie auf meiner Website bereits meine Bilder sah. Was als Treffen zum Café verabredet war, weitete sich zum gemeinsamen Abendessen. Die Vertrautheit war sofort wieder da, als seien nicht zwanzig Jahre, sondern nur ein Tag seit dem letzten Treffen vergangen. Dennoch war eine von mir sehr geschätzte respektvolle Distanz zwischen uns, da wir schlicht kaum mehr etwas wussten von einander. Anknüpfen konnten wir mit gegenseitigen Erzählungen von Erlebnissen, die ein um die andere Erinnerung wach riefen, einfach köstlich. Wir konnten lachen, bis uns die Bäuche schmerzten. Einige Themen kamen nun erweitert dazu, die Arbeit, das Familienleben, Projekte ... Früher beschäftigten wir uns hauptsächlich mit Jungs und Haarspray. Wir drapierten uns allmorgentlich mit sehr viel Haarspray die typische 90er-Jahre Fransen, die sich durch keinen Windstoss mehr bewegen liessen (genau wie drei Wettertaff dies auch versprach) und quatschten über Jungs, Jungs, Jungs ... Wir waren beide erstaunlich erfolgreich in der Schule, obwohl wir uns kaum ums Lernen kümmerten. So erinnerte sie sich zum Beispiel an eines der wenigen Male, die wir tatsächlich bei mir zu Hause für die Schule lernten und von meinem Vater gelobt wurden, dass wir so fleissig seien. Das hatte sie sehr beeindruckt. Überhaupt erinnere sie sich an mein Zuhause als eines der Schönsten, weil immer offene Türe war für alle unsere Freunde und meine Eltern so offen und nett zu allen waren. Das war sehr schön für mich zu hören, obwohl ich das auch selber so in Erinnerung hatte, manchmal aber vergass.

 


Lilian Setenou,
14.4.2016, 115. Jahrgang, Nr. 105.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.