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«Wandzeitung» vom 14.9.2016:

Happy-Happy-Lili-Day:

Grosse Überraschung am TV.

Meine Mutter meinte, es würde sich eine Isa S. bei mir melden, um mich für ihre Studienarbeit über Frauen – welche sich selbstständig gemacht hatten – zu interviewen, ob ich da mitmachen würde. Das tat ich. Ich freute mich auf die junge Besucherin, welche Tee, Kaffee und Gipfeli ablehnte, dafür eine Kamera aufstellte, weil sie meine Mimik beim Gespräch festhalten wollte und viele Fragen stellte, die ich beantwortete.

Sie werde mir die Kopie ihrer Arbeit senden, das freute mich sehr. Monatelang wartete ich vergebens auf eine Meldung. Auch meine Mutter schien nichts mehr von Isa S. gehört zu haben.

Im August fragte mich meine Mutter, ob ich sie zu einer Aufnahme der Sendung Happy Day auf SRF begleiten würde, sie habe Tickets zum Zuschauen erhalten und ich könne auch noch zwei weitere Personen mitnehmen. Juhe, ein Frauenabend der anderen Art. Meine Mutter wird wohl nicht einen Blödsinn organisiert haben? Niemals, so etwas würde sie nie machen, versicherte sie.

So setzten wir uns erwartungsvoll in eine erste Reihe, unsere Plätze waren nummeriert, und klaschten und lachten und verfolgten die schönen Überraschungen und Erlebnisse anderer mit.

Und plötzlich steht Röbi Koller vor mir, sagt meinen Namen und bittet mich und meine Mutter aufs runde Sofa. Meine Mutter bedankte sich bei mir, dass ich für sie da bin und wir ein schönes Verhältnis haben. Und ich kicherte die ganze Zeit und wusste nicht recht, was ich sagen solllte. Ich sollte mich doch bei meiner Mutter, meinen Eltern bedanken, für alles, was sie für mich gemacht haben. Es fühlte sich ganz verdreht und verrückt an. Und noch eine schöne Überraschung gab es für mich und meinen Liebsten obenauf mit den Tickets ans Afrikafestival in Würzburg 2017 wegen meinem Bezug zu Afrika. Hammer!

Zucchero singt «13 buone ragioni» und Alvaro Soler «Sofia» und ich fühle mich ganz hingerissen und verliebt, in die Musik und das Erlebte und die Sommervögel die im ganzen Studio hängen und in mein Leben. Wie schön ist doch mein Leben!

Auf dem Heimweg noch einen Abstecher ins Schützenhaus, wo ich ewig nicht mehr war und alles nach Kindheit aussieht, einen Hamburger und Pommes reingehauen, weil wir alle wahnsinnig hungrig waren. Auf das Vanille-Softeis mit Schokostreusel verzichtet, weil alle Karten ausser der Postkarte akzeptiert werden und ab nach Hause. Meine Freundin sagt mir auf meine Bedenken hin noch die typischerweise weisen Worte: «Das Fernsehen ist für Dich und Deine Mutter, nicht ihr seid fürs Fernsehen.» nach und ich betrete mitternachts unsere Wohnung und unser senegalesischer Gast aus Barcelona schüttelt mir lachend die Hände und versichert mir, wie toll unser Auftritt war und ich stürze mich überfüllt und wahnsinnig müde in mein geliebtes Ikeabett und wache anderntags viel zu früh wieder auf.

Isa S. ist keine Studentin, die eine Arbeit über mich schrieb, sie war eine TV-Spionin von Happy Day. Ich bin fassungslos, kann gar nicht glauben, dass ich die Geschichte von Isa S. in meinem Kopf umschreiben muss – dass meine Mutter mir so etwas verheimlichen konnte, wo ich doch meine Hand ins Feuer gelegt hätte, dass ich meine Mutter durch und durch und 100% kenne.


Lilian Setenou,
14.9.2016, 115. Jahrgang, Nr. 258.

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