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«Wandzeitung» vom 16.6.2016:

Alltägliches:

Um Friedens Willen.

Der Mensch gerät immer wieder in Situationen, in denen er auf etwas reagieren soll, das ihm total unangenehm ist. Je mehr Mühe man damit hat, desto weniger kann man ausweichen, scheint mir. Das Leben schreit einen an: Du musst das jetzt lernen! Phu. Ein Beispiel: Ich mache ein Fest mit meinem Freundeskreis. Teile davon haben unter sich einen Disput. Ich habe damit nichts zu tun und will auch keine Stellung beziehen. Wenn ich beide Seiten einlade, droht das Fest ein Fiasko zu werden, das will ich verhindern. Und auf: «Also wenn der kommt, komm ich nicht», hab ich auch keinen Bock. Ich muss mich also mit der Sache auseinandersetzen. Meine Lösung wäre: Ich muss mit beiden Teilen offen sprechen. Entweder es kommt vorher zu einer Versöhnung der Parteien oder ich muss sie jeweils separat einladen. Was auch doof ist, dann «muss» ich drei Einladungen machen. Ach, wäre bloss alles immer eitel Sonnenschein. Das wäre zwar langweilig, aber man hätte seine Ruhe.

Ruhe – die hat der Mensch nicht verdient. Wenn er sich schon um Kopf und Kragen reden kann, dann soll er auch dafür geradestehen, so kommt es mir vor. Während die einen immer schön rund um den Brei reden, machen es andere gern hinter meinem Rücken. Oder vor mir über Dritte. Als Verfechterin der oft unbequemen Wahrheit, sind mir Ausreden noch lieber als Lügen. Ich finde es gibt nichts Schlimmeres! Von mir aus sollten alle bei der Wahrheit bleiben. Sie tut zwar weh, aber man kann sich damit arrangieren. Die Ungewissheiten, ob das Vis-à-vis auch wirklich ehrlich ist, zerfrisst manche Beziehung.

Ehrlichkeit kann man zweierlei leben. Entweder durch Direktheit oder mit Diplomatie. Die Musik lässt aufhorchen. Auch schöne Worte können treffen, kommen aber besser an. Ich finde die Nachhaltigkeit ist dann auch eher gegeben. Mit zunehmenden Lenzen gelingt es mir besser zu sagen, was ich empfinde, wenn andere übergriffig werden. Wenn es unangenehm wird, suche ich schneller nach einer Entgegnung. Früher zog ich einfach den Kopf ein und rieb danach mein wundes Herz. Obwohl ich mich sehr bemühe, rutscht meinem eiligen Zünglein manchmal Ungesundes raus. Je nach Mondphase vergreife ich mich leider im Ton. Aber wenn es angebracht ist, kann ich mich auch entschuldigen – noch so ein schweres Thema. Trotzdem gelte ich als schwierig, weil ich oft mehr sage, als mir gut tut.

Der Mensch ist der geborene Fettnäpfchen-Treter. Auch das kann ich. Ich habe einer ein Buch mit schönen Schwarzweissbildern von Schwangeren geschenkt, weil ich meinte, dass … Gut hatte sie mehr Grips als ich, sonst hätte sie mir eine gescheuert. Überhaupt lassen die einen lieber ihre Fäuste sprechen. Frust lasse sich so besser abbauen. Und somit sind wir wieder bei der Direktheit. Sie ist allemal besser als alles tot zu schweigen. Oder aussitzen, bis es sich von selber erledigt hat. Einige müssen alles erst überschlafen, andere hauen es sofort raus. Oft leben es die Eltern vor. Alle versuchen einem einen Stempel aufzurücken. Fürs Verhalten und fürs Einstecken. Ich schwache Seele versuche es mit dem Zitat: «Sage nicht immer was du weisst. Aber wisse immer was du sagst.»

 


Momo Appenzeller,
16.6.2016, 115. Jahrgang, Nr. 168.

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