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«Wandzeitung» vom 23.4.2016:

Winterthur ist keine Marke:

Winterthur ist einfach eine Stadt.

Winterthur als Marke zu propagieren, scheint mir doch etwas gewagt. «Kennen Sie Winterthur?» – «Der Landbote» zitiert unseren Standortförderer: Die Marke Winterthur sei noch nicht überall bekannt. Trägt Winterthur oben rechts ein TM: Trademark oder R: Registered? Wohl kaum. Eine Registrierung beim Bundesamt für Geistiges Eigentum wäre für eine Stadt mit knappen Finanzen ohnehin zu teuer, denn wer das R tragen will, sollte es international und global tun, wenn er rechtens nicht in Schwierigkeiten kommen will. Selbst das TM bräuchte viel Vernunft. Denn wer weiss, was Winterthur zur schutzberechtigten Marke macht, und wem würde das Geistige Eigentum gehören? Ein Beispiel mag den Unsinn einer Marke Winterthur beleuchten: Um die Webadresse «.swiss» (Punkt Swiss) zu erwerben, bevor sie Allgemeingut wird, braucht es neben einer Registrierung auch ein ganz bestimmtes Produkt, das sich explizit auf dem Markt schützen lässt. Doch das Produkt Winterthur gibt es nicht. Winterthur ist ganz einfach eine Stadt wie jede andere auch. Sherpa Tensing ist ein Produkt, das in der Winterthurer Grüze hergestellt wird. Damit für den Standort zu werben, nützt gerademal dieser Firma, was ich ihr von Herzen gönne.

Nun wird der Rest an Sonnencrème, der vor dem Vereina-Tunnel nicht verteilt werden konnte, an einer Messe in Frankfurt entsorgt. Ob Winterthur dann in Deutschland etwas populärer wird? Das mag ich bezweifeln, denn der Begriff Winterthur wird in Deutschland immer noch mit der Versicherung identifiziert, die heute AXA heisst und für die nächsten dreissig Jahre unsere Stadtregierung mitsamt Verwaltung gegen Mietzins beherbergt. Mag das der Grund sein, dass für die Marke Winterthur geworben wird? Sie liegt im Keller des Superblocks oder gar in Frankreich.

Bekanntlich kann aus einer Leiche im Keller kein Profit geschlagen werden; bestimmt keiner, der unserer Stadt Energie und Kraft verleiht. Was ist Winterthur? Diese Frage mögen wir erst beantworten, wenn es uns gelingt, aus Winterthur wieder eine blühende Stadt zu machen. Das braucht aber unser Bewusstsein für die Vergangenheit, aus der Winterthur gewachsen ist; und ein sich Gewahrwerden, was mit Winterthur derzeit architektonisch und baulich passiert. Wir müssen lernen, wieder von innen heraus zu leben und Strategien zu entwickeln, die dem Wert unserer Stadt zugutekommen. Die Frage: «Kennen Sie Winterthur?», bringt uns nicht aus dem Teufelskreis. Es braucht auch keine Alibi-Workshops, wie Werk 1 sozialfähig gestaltet werden soll. Diesem Werk fehlt schlicht und einfach die Luft, der Wald, das Wasser, die Bäume. Man muss nicht ein ewiger Hinterwäldler sein, um altes Wissen in einer neuen Zeit zum Leben zu erwecken. Es geht auch nicht darum, die Erlösung zu versprechen. Das Regieren unserer Stadt ist nicht leichter geworden, und der Akt, aus unserer Stadt eine neue Form zu machen, ist schwierig. Das zeigt auch das neue FDP-Papier. Studien, denen es am Lebensprinzip einer Stadt fehlt, werden zu Enten, und dafür fehlt der Teich. Übrigens: Sherpa macht derzeit eigene Werbung im Bahnhof Bern.

 

 


Heiner Dübi,
23.4.2016, 115. Jahrgang, Nr. 114.

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