Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 5.11.2016:

Wie viel Geiz verträgt Winterthur?

Geiz ist geil.

Um es vorwegzunehmen: Ich finde Geiz überhaupt nicht geil! Geiz verbinden wir mit Geld und Sparen. Doch wenn ich in der Abendsonne auf einer Bank unter dem Heiligberg im Rosengarten sitze und über die Geschicke Winterthurs nachdenke, finde ich Geiz auch in den Körpern, in den Reden und in den Geistern dieser Stadt. Ja, Geiz findet sich nicht nur im Portemonnaie, sondern in Körper, Rede und Geist. Dieser Geiz widerspricht jeder Gleichwertigkeit des anderen, und richtet genauso viel Unheil und Elend an, wie der Gedanke, reich zu werden, indem ich dem anderen möglichst viel Geld abzwicke, um angeblich reich an Besitz zu sein.

Winterthur ist eine sensible Stadt. Sie hat sich dieser Sensibilität immer wieder widersetzt und damit ihre emotionale Stärke verbaut. Ich habe mir die Zeit genommen, in den Chroniken nachzulesen. Im 13. Jahrhundert verkauften sich die Herren der Stadt den angeheirateten Nachfahren des Grafen Hermann von Winterthur, den kyburgischen Habsburgern; später dann mit Schulden an Zürich. Noch heute feiern wir am Albanifest diese Delikte. Wundert es uns, dass heute noch niemand weiss, wie viel das jährliche Albanifest unsere Stadt wirklich kostet und wer mit Steuergeldern reich wird? Es liegt auch in der Hand der Natur, dass der Geiz Winterthurs mittels Tourismus und Standortförderung à la Marketing niemals aus dem Schatten Zürichs heraustreten kann. Lieber streiten sich die Parlamentarier unter Schirmherrschaft des Geizes in ihren Reden um Bagatellen und persönliche Abrechnungen.

Ein House of Winterthur im anmutenden Gebäude beim Archhof an der Technikumstrasse soll dem geizigen Geist unserer Stadt nun freies Geleit geben. Weiss heute ein Politiker, dass gerade in diesem damals von Sulzer gemieteten Haus und erhabenen Büro im ersten Stockwerk über dem Eingang Ecke Bahnhof der letzte Gedanke von Sulzer International Ende der 80iger Jahre aus purem Geiz im damaligen Management verscherbelt und die Verfechter einer starken internationalen Firma mit emotionalem Auftritt von den Herren an der Zürcherstrasse 14 in die Wüste «vergoldet» wurden? Ja, Winterthur hätte Power. Doch wenn der Geiz in Körper, Rede und Geist unserer Politiker und Manager überhand nimmt, streiten wir in dieser Stadt um Details, die wenn sie von Anfang an korrekt geplant und in eigener Stärke bewusst vertreten werden, unsere Regierung niemals zur Aufgabe beinahe sämtlicher Projekte zwingt. Der Geiz in den Köpfen, Reden und Gedanken aller Parteien in dieser Stadt hätte schlicht keine Resonanz mehr, geschweige denn einen Platz in der Balance zwischen Sensibilität und Power dieser in sich würdigen Stadt.

Manchmal bedaure ich unseren Stadtpräsidenten. Eine an Implenia, AXA und Gier verkaufte Stadt ist in Anbetracht einer von vielen existenziellen Problemen überfluteten Stadt schwierig zu regieren. Und doch gilt es Abstimmungen zu gewinnen wie das viel zu teure Polizeigebäude. Wir Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt müssen helfen die Nuss zu knacken, damit wir nicht zum Königreich der Mäuse werden. Geiz und Rivalitäten verträgt unsere Stadt nicht.

 


Heiner Dübi,
5.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 310.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.