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«Wandzeitung» vom 29.10.2016:

für armin aeschbach (1928 - 2016):

ein nachruf.

an einem freitag im vergangenen juni ist armin aeschbach gestorben. er stand dem tod gelassen gegenüber, er war ihm zugewandt. wir aber trauern um einen freund und vermissen ihn. eine abschiedsfeier hat er sich in den letzten monaten seines lebens ausdrücklich verbeten, dennoch soll hier, wenigstens andeutungsweise, dem bedürfnis nach einer würdigung nachgegeben werden.

ruhig und besonnen lebte er und still ist er nach einem reichen wirken nach wenigen krankheitstagen aus diesem leben geschieden. beruflich hat er seinerzeit der volksschule gedient, vor allem als lehrer im schulhaus tößfeld in winterthur. in der freizeit lebte er einer andern leidenschaft: der pflege eines waldstückes und einer wohnlichen hütte, und nach der pensionierung nahm er die einst in der kunstgewerbeschule initiierte beschäftigung mit der bildenden kunst wieder auf. er war fasziniert von flächen, die sich beim spalten von holz ergeben, und fügte solche flächen zu bildern zusammen. manchmal unterstrich er die struktur des holzes mit farbe. immer häufiger griff er in den letzten jahren auch zu andern materialien wie sand und papier. in verschiedenen ausstellungen trat er mit seinem schaffen an die öffentlichkeit.

mit all diesem tun einher ging stets sein schreiben. knappe gedanken waren es, die er in seinen heften festhielt, konzentrate eines auf harmonie ausgerichteten lebens. seine notate waren kaum auf veröffentlichung angelegt. er schrieb, denke ich, um selber klarheit zu gewinnen. einiges davon ist in meine hände geraten, und ein solcher eintrag lautet: «das feuer unterscheidet leicht zwischen holz, rostigen nägeln, steinen und sand. in jedem durcheinander findet es sich zurecht, nützt, was es braucht, und lässt das übrige liegen. ganz unähnlich ist der mensch. er weiß oft nicht, was ihm nützt, greift auf, was er nicht braucht, und lässt liegen, was er nötig hätte.»

immer wieder erscheinen die themen seines lebens in den texten: die natur, die zeit, seine freude an ästhetischem gestalten. «tropfen, die von den oberen blättern auf die unteren fallen, die gemächlich tickende pendeluhr, das blubbern der flammen und das leise knallen des holzes: obschon die zeit sichtbar und hörbar abläuft, scheint sie stillzustehen. sie gleicht hier dem bach. das wasser läuft und läuft, aber läuft nicht davon, es ist immer da.»

nicht dass er sich zur tagespolitik geäußert hätte. aber wie er lebte, in der beschränkung auf das nötige und mit sorgsamer achtsamkeit auf das kleine, das war in seinem sinne politik. als lehrer, sagte er mir einmal, habe er stets versucht, in dem kurzen moment, wenn er bei schulschluss einem kind die hand zum abschied reichte, sich noch einmal eine besonders schöne seite dieses einen menschen zu vergegenwärtigen. kraft der gedanken. seine sensibilität für andere zeigt sich bei ihm – der sich selber für einen eigenbrötler hielt – auch im folgenden aphorismus: «das gebrannte kind fürchtet das feuer. es greift kein zweites mal in die flamme. aber hundertmal greift es nach der liebe, die es nicht haben kann, und brennt sich.»

 


Alfred Vogel,
29.10.2016, 115. Jahrgang, Nr. 303.

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