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«Wandzeitung» vom 4.10.2016:

Warum Banken Stellen schaffen:

Mein nachrichtenloses Vermögen.

Wenn sie diese Zeilen lesen, weile ich im Ausland. Als ich meine Ausbildung zur Primarlehrerin absolvierte, gab es weder Fremdsprachen noch RuK. Mit meinem späten Berufseinstieg muss ich mich in diversen Bereichen nachqualifizieren. Auch in Englisch. Zur Nachqualifikation gehört ein dreiwöchiger Aufenthalt in einer englischsprachigen Schule. Ich habe Irland gewählt, wegen der Musik. Ich nehme mein Örgeli mit und hoffe, dass ich im einen oder anderen Pub bei einem guten Guiness ein paar Tunes lerne. Darauf freue ich mich. Es ist lange her, dass ich auf der Insel weilte, ich war achtzehn. Ich wühle in alten Erinnerungen und Unterlagen. Dabei kommt mir ein längst vergessenes Bankbüchlein aus dem Jahr 1987 in die Hände: Wohl zur Hochzeit schenkte mir die Schweizerische Volksbank ein Sparheft mit einer Einlage von 10 Franken. Schweizerische Volksbank? Ich google, um meine Erinnerung zu stützen. Tatsächlich, die Volksbank ging an die CS. Mein Sparbüchlein wohl auch. Oder ist es zum nachrichtenlosen Vermögen geworden? Ich rufe bei der CS Winterthur an. Der Mann am anderen Ende findet mein Konto nach längerer Suche. Kein Problem, ich solle einfach bei der Filiale persönlich vorbeikommen, mich identifizieren mit Ausweis, Familienbüchlein oder so, das Konto könne ich auflösen, der darauf liegende Betrag werde mir ausbezahlt.

Flugs mache ich mich auf den Weg. In der Schalterhalle lege ich meine Dokumente vor, bitte um Auflösung und Auszahlung. Die Suche beginnt. Nix. Kein Konto. Der Angestellte fragt die herumstehende Kollegin; Wortfetzen dringen an mein Ohr «Eh nichts mehr ... Gebühr ... Saldo negativ ...», dann kommt er zurück, erklärt, er müsse nachfragen. Mittlerweile ist eine Viertelstunde vergangen. Er verschwindet hinter der Stellwand. Es dauert, er telefoniert wohl. Mir wird langweilig.

Als ich das Sparbuch zurückverlange, geht es auf einmal schnell. Also: 2006 hätte ich 15 Franken auf dem Konto gehabt, dann hätte die CS aber eine Gebühr eingeführt, die mein Konto ins Minus gesetzt hätte, darum hätten sie es saldiert. Aha. Und wann sie mich darüber informiert hätten, frage ich. Oder ob sie mir allenfalls eine Kopie des damaligen Briefwechsels zustellen könnten. Leider nein. Das sei nur möglich, wenn sie zuerst mein Sparbüchlein annullieren dürfen, nur dann würde ich die entsprechenden Infos nachträglich zugestellt erhalten. Mich überkommt ein Lachen ob so viel Bankenhumor. Selbstverständlich lasse ich mir mein Sparbuch wieder aushändigen.

Ich lasse mich doch nicht so einfach übertölpeln! Dieses CS-interne System ist garantiert nicht rechtskonform! Infos nur gegen vorgängige Annullation? Speziell finde ich die Zeit, welche die CS aufwendet: Drei Personen beschäftigen sich je rund eine halbe Stunde mit meinen 15 Franken von nachrichtenlosem Vermögen. Kein Wunder, kämpft sie um Rang und Ruf!

Hätte ein Schalterangestellter eine Peanuts-Finanzkompetenz von ein paar Dutzend Franken, solche Banalitäten würden erstens nicht zu Kolumnen führen, wären zweitens innerhalb von fünf Minuten erledigt und drittens eine echte Sparmassnahme. So aber bleibt alles offen, rechtlich ungeklärt.


Marlies Bänziger,
4.10.2016, 115. Jahrgang, Nr. 278.

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Standpunkte:

28.12.2019, 19:18 Uhr.

E. Heuberger schrieb:

WIr haben für unsere Söhne auch noch 2 Spahefte mit je 20.-. Die sind auch sang- und klanglos verschwunden. Soviel zu nachrichtenlosen Vermögen, bei denen die Adresse klar hinterlegt war. CS lässt Vermögen einfach verschwinden. Kann man einer solchen Bank vertrauen?


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