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«Wandzeitung» vom 11.8.2016:

Gedanken eines Blauäugigen:

Wir müssen umdenken!

Wollen wir Terrorismus ernsthaft eindämmen, müssen wir neue Wege beschreiten. Sie bieten bessere Zukunftschancen als das Weiterlaufen auf falschen Wegen. Es gibt keine Garantie, dass die Kursänderung geradlinig und schnell zum Ziel führt. Unsere Geduld wird gefragt sein und Rückschläge werden nicht ausbleiben. Diese Einschränkung gilt jedoch für die bisherige Sicherheitsdoktrin erst recht. Das wuchernde Krebsgeschwür des Terrorismus beweist es. Unser bisheriges Denken geht in die falsche Richtung und fragt: Wie kann man geplante Attentate im Voraus erkennen? Mit welchen Mitteln kann man Terroristen bekämpfen, welche Sicherheitsmassnahmen sind zu verstärken? Das ist zu wenig! Mehr Soldaten, Polizisten und Überwachung sind eine unzureichende Antwort. Natürlich ist Präventionsdenken vonnöten, aber wenn ein junger Mann erst mal zum Terroristen geworden ist, ist es bereits zu spät. Es musss gefragt werden: Was kann man tun, damit junge Männer gar nicht erst zu Terroristen werden?

Erforderlich ist ein schonungsloser Blick auf die Hintergründe des Terrorismus, auch auf eigene Fehler der Vergangenheit. Dogmatische und sorgsam gepflegte Scheuklappen müssen abgelegt werden.

Wenn heute der Islam als Quelle allen Übels verdächtigt wird, dann sollten wir uns an die langen Perioden des friedlichen Zusammenlebens zwischen Muslimen, Juden und Christen erinnern und uns fragen, weshalb sich irgendwann in der Vergangenheit etwas zum Schlechteren verändert hat. Die Ursachen dafür können weit zurückliegen und im Verborgenen liegen. Denkbar sind neben Kolonialismus, Ausbeutung und Hegemoniebestrebungen auch kulturelle Überheblichkeit, Bevormundung, Hoffnungslosigkeit sowie tatsächliche oder vermeintliche Kränkungen.

Wohlfeile, aber vereinfachende Erklärungsmodelle müssen wir hinter uns lassen. Die Aussage «Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber alle Terroristen sind Muslime» hat denselben Erkenntniswert wie die Feststellung, dass alle Atombomben von Christen abgeworfen wurden. Ebenso wenig wie diese Verbrechen den Kern des christlichen Glaubens abbilden, ist das Phänomen des Terrorismus dem Islam zuzurechnen. Eine solche Vereinfachung verkennt, dass muslimische Terroristen längst den Boden ihres ursprünglichen Glaubens verlassen haben. Ihr Handeln hat mit dem Islam genauso viele Gemeinsamkeiten wie die Verbrennung von Ketzern mit der Lehre von Jesus.

Nur ehrlicher Dialog führt zu geistiger Abrüstung, Verständnis und – am Ende eines schwierigen Prozesses – zu Befriedung. Das geht nicht ohne Respekt für andere Sichtweisen!

Auch muss die Einsicht reifen, dass unsere westlichen Vorstellungen nicht schlechthin für andere Kulturen massstabbildend sind. Wir können unsere Lebensformen anbieten, sie erklären und für sie werben. Aber herbeibomben lässt sich Akzeptanz nicht.

Entscheidend aber wird es sein, dass wir endlich aufhören, ausschliesslich in den Kategorien des Militärs und der repressiven Gewalt zu denken. Solange wir glauben, wir könnten unser Leben und unsere sogenannten westlichen Werte hauptsächlich mit Panzern, Kampfhubschraubern und Drohnen verteidigen, werden wir keine Ruhe bekommen.


Ludi Fuchs,
11.8.2016, 115. Jahrgang, Nr. 224.

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Standpunkte:

13.8.2016, 19:14 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Der Vergleich von Koran und Neuem Testament, beides zu lesen ist ratsam, bevor die oben erwähnten Schuldzuweisungen geschrieben werden.


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