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«Wandzeitung» vom 12.5.2016:

Handwerker-Pfusch scheint auch in der Schweiz an der Tagesordnung zu sein:

Definitiv kein Loblied.

Anfänglich war ich begeistert vom Wirken der Handwerker in meinem Hausteil. Mittlerweile habe ich meine Erfahrungen gemacht und sehe alles nüchterner. Nach einer Mängelrüge, erbärmlichen Ausbesserungs-Versuchen, einer erneuten Mängelrüge und der Rückerstattung von 5000 Franken, damit ich diverse Arbeiten von einem anderen Malunternehmen nochmals machen lassen kann, hoffe ich nur eins: Dass in absehbarer Zeit alles mindestens zu meiner fast vollen Zufriedenheit fertig ist und ich mein Heim e-n-d-l-i-c-h einrichten kann. Seit zweieinhalb Monaten wohne ich nun schon hier und fühle mich unheimlich gebremst in meinem Tatendrang und meiner Kreativität.

Unfassbar ist es für mich noch immer, in welchem Ausmass die Angestellten des Malerunternehmens gepfuscht haben. Ob aus Zeitnot, Nachlässigkeit, mangelndem Sachverstand oder einer Mischung aus allem, das weiss ich nicht. Ob sich andere Menschen wehren so wie ich es tue, auch nicht. Eine Freundin von mir sagte, sie würde die 5000 Franken einfach abschreiben, dafür zu kämpfen sei doch zu mühsam und ziemlich aussichtslos. Diese Freundin hat beileibe nicht zu viel Geld, um so zu reden. Ich fragte mich dann, wie sich ältere oder zerbrechliche Menschen verhalten, wenn Handwerker in ihrem Heim pfuschen. Ob sie sich wehren? Oder anderes gefragt: Pfuschen Handwerker deshalb munter weiter, weil sich viele Personen eben nicht wehren? Dabei hat man durchaus das Recht, auf gute Arbeit zu pochen, siehe unter anderem Artikel 368 im OR, und auch eine Ersatzvornahme zu machen, das heisst, die Verbesserungsarbeiten von einem anderen Unternehmen ausführen zu lassen. Klar kann man auch gerichtlich gegen jemanden vorgehen, dies ist aber für beide Parteien zermürbend und wird teuer. Lieber einigt man sich vorher.

Ich hatte keinen Bauleiter, der für mich die Bauarbeiten überwachte. Umso mehr erstaunt mich die Tatsache, dass anscheinend auch dann gepfuscht wird, wenn ein Bauleiter engagiert wird. Dies schliesse ich zumindest aus den zahlreichen Kommentaren, die mir zu Ohren gekommen sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jeder und jede zu Pfusch am Bau etwas sagen kann. Sei es aus eigener Erfahrung oder weil Freunde, Bekannte oder Verwandte klagten. Selten hörte ich jemanden die Arbeiten am Haus loben.

Was ich aus diesem Kapitel gelernt habe: Der Handwerker oder die Handwerkerin muss einem von Anfang an sympathisch sein. Sollte dies nicht der Fall sein, tut man gut daran, jemand anderen zu suchen. Ich habe gelernt, dass man sich vor dem Bau oder Umbau ein Bild machen sollte von den vorzunehmenden Arbeiten und den Alternativen. Viele Handwerker beraten nicht wirklich, sondern führen einfach aus nach dem Motto «Wie hettet Sie’s dänn gern?». Ausserdem sollte man gezielte Fragen stellen und diesen am besten noch anfügen: «Wie würden Sie es denn bei Ihnen zu Hause machen?» Ich habe gelernt, dass man bestimmt auftreten sollte und möglichst viel Präsenz markiert während der Ausführung der Arbeiten. Und dass man sich nicht davor scheuen muss, sich zu wehren, sollte einem letztlich doch auffallen, dass schlechte Arbeit geleistet wurde. Das sollte man sich wert sein.


Rosmarie Schoop,
12.5.2016, 115. Jahrgang, Nr. 133.

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