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«Wandzeitung» vom 25.11.2014:

Alltägliches:

Sieg und Dank.

Haben Sie auch schon einmal an einem Wettbewerb gewonnen, ohne viel dazu beizutragen? Kürzlich drückte mir ein Mann eine neongelbe Plastikbrille und ein Flyer vom Appenzeller Tourismus in die Hand. Es wurde animiert, sich möglichst kreativ mit der Brille fotografieren zu lassen. Und zwar von einem Aussichtspunkt im Appenzellerland. Das Bild würde dann bei Facebook, FB, veröffentlicht und wer die meisten «likes» habe, gewinne. Ich war da zwar nicht mehr aktiv, hatte aber trotzdem Bock mitzumachen. Ich pendle nach Herisau zur Arbeit. Dort steht ein grosses Bronzepferd. Ich wollte dies als Aussichtspunkt nehmen. Leider hatte ich keinen Fotografen und schaffte es nicht auf das Pferd zu sitzen. Ich kletterte auf den Sockel, klammerte mich an den Hals des Vierbeiners und versuchte zu knipsen. Ich musste mein Handy verkehrt halten, machte diverse Bilder und fiel fast runter. Der Kopf vom Pferd war nicht drauf und von mir ausser der Brille fast nichts zu sehen. Prima kreativ! Ich bearbeitete das Bild soweit, dass es modern neonfarbig wurde und fügte den Text «Aussicht auf meine Arbeit in Herisau» ein. Dann verschickte ich es.

Nun musste ich natürlich zu Kreuze kriechen und alle meine ehemaligen FB-Freunde anschreiben, ob sie mich vielleicht trotzdem «liken» würden. Während dies einige seufzend machten, musste ich mir von anderen blöde Sprüche anhören. Trotzdem gab ich nicht auf, weil da noch jene waren, die mich sehr gerne unterstützten. Vor allem Claudia aus good old Germany! Sie machte es zu ihrer Mission, dass ich den 1. Preis holen sollte. Ich lächelte dankbar und liess sie gewähren, ich konnte mich ja sowieso nicht einbringen. Sie hielt mich auf dem Laufenden. Als sie meldete, ich schwanke zwischen Platz 4 und 5 weckte dies doch meinen Ehrgeiz! Nochmals nervte ich meine Lieben, den Inhalt doch bitte noch mit ihren «Freunden» zu teilen. Und dies, obwohl ich komplett gegen Schneeball-Systeme bin. Die Mails von Claudia wurden immer euphorischer, sie schrieb mit vielen Grossbuchstaben und Ausrufezeichen! Sogar der Erfurter FB-Fanclub war nun für mich am Start. Ungläubig las ich die Kommentare neben meinem Bild, das ein Witz war im Vergleich zu anderen … A.t.e.m.l.o.s nahm ich hin, wie sich die Daumen hochschraubten und ich die Konkurrenten mit den schönen Bildern hinter mir liess. Claudia meldete eine schlaflose Nacht und gab Grüsse durch von fremden Menschen, die mir einen Aufenthalt im Nobelhotel gönnen würden. Überwältigt schrieb ich einen Dankestext, den Claudia den selbstlosen Seelen schicken sollte. Dies stachelte die nur noch mehr an. Letztlich hatte ich mit 457 am meisten «Gefällt mir» zusammen, der Inhalt war 14-mal geteilt worden. Platz zwei hatte 164 Fans und Platz drei 116 Klicks.

Ich danke allen, die mich unterstützt haben! Und wenn ich nun meinen Kurzurlaub in einem Hotel im Appenzellerland geniesse, denke ich an die vielen fremden Menschen, die sich für eine Unbekannte freuen können.


Momo Appenzeller,
25.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 173.

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