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«Wandzeitung» vom 20.7.2016:

Soll die Gleichberechtigung in allen Bereichen angestrebt werden?

Frauen – ab in die Armee?

Nun haben also ungewohnte Kreise das Potenzial der Frauen und die Gleichberechtigung für sich entdeckt. Die Armee. Und eine Studiengruppe, die dazu einen Bericht zuhanden des Bundesrates verfasst hat. Diese besteht aus 37 Personen, 4 davon sind Frauen. Sie kommt zum Schluss, dass auch Frauen künftig dienstpflichtig sein sollen und dass das sogenannt «norwegische Modell» zu bevorzugen sei. Dass also alle Frauen und Männer dienstpflichtig sind und die Armee dann aus diesem Pool die geeignetsten und willigsten auswählt, während die anderen Militärersatzgelder bezahlen.

Nun soll der Aspekt der Gleichberechtigung tatsächlich in allen Bereichen diskutiert und angestrebt werden, dem verschliesse ich mich nicht. Das fordere ich sogar. Trotzdem bin ich gegen eine Dienstpflicht für Frauen und halte auch den Zeitpunkt für falsch. Das hat nichts mit Rosinenpicken zu tun. Aber die Dienstpflicht für Frauen ist für mich zum heutigen Zeitpunkt sowohl sicherheitspolitisch wie gleichstellungspolitisch kein Thema.

Sicherheitspolitisch salopp formuliert könnte ich es so ausdrücken: Die Armee soll zuerst einmal ihre anderen Baustellen aufräumen und davon hat sie wahrlich genug. Auch mit der Weiterentwicklung der Armee beträgt der Personenbestand immer noch 140 000 Armeeangehörige – und ist damit eindeutig zu hoch. Da macht es wenig Sinn, zusätzlich noch die Frauen zu verpflichten. Zuerst soll der Bestand einmal auf die tatsächlich 100 000 Personen gesenkt werden, so wie es das Parlament beschlossen hat. Weiter soll sich die Armee so reformieren, dass sie diesen Personen eine wirklich interessante Ausbildung bieten kann und dass sie ihren Auftrag so definiert, dass er der heutigen Sicherheitslage angepasst wird. Jetzt die Frauen aufzuscheuchen, um sie dann in eine etwas marode nicht zeitgemässe Armee zu schicken, das trage ich nicht mit.

Aus Gleichstellungssicht lässt sich das für mich vorläufig rechtfertigen. Die Frauen verrichten immer noch den grössten Teil der Freiwilligenarbeit. Und sie haben schlechtere Löhne als ihre Kollegen. Die rückständige Familienpolitik wird vorwiegend auf ihrem Buckel ausgetragen. Solange sich die Mehrheit im Parlament wehrt, in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu investieren, Forderungen nach Elternurlauben allesamt versenkt werden und das Thema Lohngleichheit für viele keines ist, solange mache ich bei der Armee aus gleichstellungspolitischen Überlegungen nicht mit. Und es sind interessanterweise nicht die Kreise, welche die Gleichstellung vorantreiben, die nun die Dienstpflicht der Frauen fordern.

Trotzdem hat die Diskussion interessante Aspekte. Während vor kurzem bei der Abstimmung zur Abschaffung der Wehrpflicht noch vertreten wurde, dass unsere Stärke die Dienstpflicht aller sei, scheint dieses Dogma nun in Frage gestellt. Ein zweiter interessanter Punkt ist, dass man offenbar mehr Vielfalt will. Man hat erkannt, dass sich Frauen in der Armee positiv auswirken. Der nächste Schritt ist nun, dass die Vielfalt ausgedehnt wird. Auch die Akzeptanz von Homosexuellen muss ein Thema sein. Die Armee muss sich öffnen und Akzeptanz leben. Macht sie diesen Prozess, wird sie auch attraktiver für Frauen. Der Ball liegt jetzt aber erst einmal bei der Armee.


Chantal Galladé,
20.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 202.

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Standpunkte:

14.9.2016, 22:39 Uhr.

Veronika Herzig schrieb:

Weder Frauen noch Männer in der Armee! Weil ich mir eine Schweiz ohne Armee
wünsche.


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