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«Wandzeitung» vom 31.7.2016:

Yes we can:

Verlorene Werte – verlorene Seelen.

Woran mangelt es einer offensichtlich grossen Zahl junger Menschen, insbesondere junger Männer, die sich extremistischen Religionsgruppen anschliessen, für diese gar in den Krieg ziehen? Woran mangelt es, dass junge Menschen Amok laufen, sich Waffen besorgen, andere in den Tod schiessen oder sprengen? Es muss an Werten, Vorbildern, Wertschätzung, Lebensfreude und Perspektiven mangeln, welche diese verlorenen Seelen wohl nie kennen gelernt haben. Oder sind es ungenügende Integrationskonzepte, die zu extremen und extremistischen Taten führen? Und ist die europaweit als Integrationsvorbild geltende Schweiz darum bisher verschont geblieben? Ich würde mir niemals anmassen, darauf eine Antwort zu geben, dafür fehlen mir Fachwissen und der Überblick über die einzelnen Biografien und Zusammenhänge, die jeweils zu den Katastrophen führten. Aber ich würde es mir zu einfach machen, wenn ich mich bloss über die desaströsen Entgleisungen einer heranwachsenden Generation verlorener Seelen entsetzte, und danach die Hände in den Schoss legte. Die Ereignisse ermahnen mich, noch mehr auf meine Vorbildfunktion zu achten, denn als Erwachsene, als Mitglied unserer Gesellschaft, als Mutter bin ich für die Vermittlung von Werten zuständig, ich bin Vorbild. Kinder haben unendlich viele Fragen, vom Frühkind- bis ins Teenageralter. Sie wollen die Auseinandersetzung mit ihren Vorbildern, in erster Linie ihren Vätern und Müttern. Wenn auch nicht alle Verantwortung den Eltern zugeschoben werden kann, wenn ein junger Mensch entgleist, so tragen sie doch entscheidend zur geistigen und seelischen Entwicklung ihres Nachwuchses bei. Selbstverständlich aber auch Lehrerinnen, Lehrmeister, der Freundeskreis, der Bäcker um die Ecke, die Hausabwartin oder die Nachbarn. Sprich: wir alle, unsere Gesellschaft als Ganzes. Statt die sich ausbreitendende Ohnmacht zu beklagen, würde uns allen gut anstehen, unsere Werte, Prinzipien und Prioritäten neu zu ordnen, um die Welt ein bisschen menschlicher zu machen und anderen ein Vorbild zu sein. Ich stehe oft unverschämt ungeduldig in der Warteschlange, bringe meine Genervtheit offenkundig zum Ausdruck, wenn’s nicht vorwärts geht. Ich fluche an der Ampel, wenn der Fahrer vor mir beim Wechsel auf grün nicht sofort aufs Gaspedal drückt. Wenn das nicht Entgleisungen des Anstands sind, für die ich mich vor meinen Kindern auch schon erklären musste ... Ich glaube zwar nicht, dass ich damit aus ihnen Terroristinnen oder Amokläufer mache, auch möchte ich die Gewalttendenzen einiger junger Menschen nicht verharmlosen oder unserer Gesellschaft pauschal dafür verantwortlich machen. Doch solche Werte will ich meinen Kindern nicht mitgeben. Sie tragen zu Intoleranz und zu einer egoistisch geprägten Gesellschaft bei, in der sich so manches junge Geschöpf nicht zurechtzufinden vermag. Problem erkannt, ich arbeite dran. Sie auch? Wenn es um Werte, Vorbildfunktion und Berufsperspektiven geht, ist entscheidend auch die Wirtschaft in der Pflicht. Jedes Unternehmen in seiner Funktion als Arbeitgeber und Lehrbetrieb sollte sich hinterfragen, wenn es bisher die Gewinnmaximierung als alleiniges Erfolgsrezept postuliert hat. Ich schliesse mit den Worten frei nach zwei bekannten Politgrössen:

Wir können das schaffen. Yes we can.


Karin Landolt,
31.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 213.

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