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«Wandzeitung» vom 28.6.2016:

Das Pilgerprojekt «Für eine Kirche mit den Frauen» setzt ein Zeichen:

Auf dem Weg zur Gleichberechtigung.

Der Dom von St. Gallen ist am Montag, 2. Mai, mit 800 anwesenden Personen rappelvoll gewesen, als sieben Frauen und ein Mann für zwei Monate aufbrachen, um rund 1000 Kilometer bis Rom unter die Füsse zu nehmen. Alle noch gehfähigen Schwestern vom Kloster Fahr sind zum Geleit der Pilgergruppe dabei gewesen; auch der Bischof von Sankt Gallen selbst hat durch seine Präsenz deutlich Sympathie mit der Bewegung «Für eine Kirche mit den Frauen» signalisiert.

Das Problem der katholischen «Mutter-Kirche» mit ihren «Töchtern» formulieren die Initiantinnen so: «Viele Frauen fühlen sich in unserer Kirche fremd, nicht ernst genommen oder unwillkommen, weil sie zu wenig in verantwortliche Gremien eingebunden und an Entscheidungsprozessen beteiligt sind. (…) Wir wünschen, dass Männer in der Kirche in Zukunft nicht mehr ohne Frauen über deren Stellung, Rolle und Funktion einerseits und über die Belange der Kirche im Allgemeinen andererseits nachdenken und entscheiden. «Also geht es bei diesem zeichenhaften Marsch nicht um direkte kirchenpolitische Forderungen (wie das «Priestertum der Frau»), sondern um «das Miteinander von Männern und Frauen auf allen Ebenen», um «eine geschwisterliche und dialogische Kirche.»

Bis zur Ankunft in Rom am 2. Juli begleiten die Kerngruppe insgesamt weit mehr als 1000 Unterstützende ein Stück weit auf Tagesetappen. Beim Eintreffen auf dem Petersplatz werden sich die Bischöfe von Sankt Gallen, Basel und Graz, der Abt von Einsiedeln sowie die Priorin von Fahr und andere katholische «Prominenz», aber wohl auch zahlreiches kirchliches «Fussvolk» aus der Schweiz zur Feier dort einfinden. Natürlich hegen alle Beteiligten die vage Hoffnung, dass auch Papst Franziskus zu dieser Versammlung dazukommt.

«Hat allein schon die Überquerung der Alpen Wunder gewirkt?» Diese Frage konnte man auf Facebook lesen, als bekannt wurde, dass Papst Franziskus am 12. Mai – 11 Tage nach dem Start der helvetischen Pilgerreise – beim Treffen mit den Generaloberinnen der katholischen Frauenorden verbindlich zugesagt hat, eine Kommission ins Leben zu rufen, die die Frage des Diakonats für Frauen prüfen soll. Vielleicht bewegt sich der «gelähmte Riese», wie ein Autor den Apparat der katholischen Amtskirche treffend beschreibt, in der Frauenfrage doch noch …

Der Frage-Antwort-Dialog zwischen Papst und den Ordensoberinnen enthält noch eine Passage, die hier Erwähnung finden soll. Darin wird die Stellung der Frau in der Kirche und Welt auf eine sehr grundlegende Art und Weise thematisiert. Der Papst sagt nämlich zu den Schwestern: «Eure Arbeit, meine Arbeit und die Arbeit aller besteht darin, einen Dienst zu leisten. Oft begegne ich jedoch geweihten Frauen, die als Bedienstete tätig sind statt einen Dienst zu tun. (…) Wenn eine geweihte Frau als Bedienstete tätig ist, dann werden das Leben und die Würde dieser Frau abgewertet. Ihre Berufung ist der Dienst, … aber keine Tätigkeit als Bedienstete!» Diese Achtung der Würde der Frau – das heisst ihre Behandlung als gleichwertiges Ebenbild Gottes mit allen Konsequenzen – nehmen die Pilgernden bestimmt zuoberst im Gepäck nach Rom mit.

 


Hugo Gehring,
28.6.2016, 115. Jahrgang, Nr. 180.

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