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«Wandzeitung» vom 28.9.2016:

Der Staat kann und soll nicht alles bieten:

Wohlstand durch Arbeit.

Ich erinnere mich noch gut. Vor fast 50 Jahren trat ich als junger Schriftsetzer in einer Zürcher Druckerei eine Praktikumsstelle an, um den Sprung von der (Blei-)Setzerei ins Büro als Sachbearbeiter für Drucksachen zu vollziehen.

Wie damals für einen Appenzeller Jünger Gutenbergs üblich, war ich Mitglied der sogenannten christlichen Gewerkschaft der grafischen Branche. An einer der wenigen Gewerkschafts-Versammlungen, die ich in Zürich besuchte, kam das Thema »Reduktion der Arbeitszeit von 42 auf 40 Stunden pro Woche» zur Sprache. Natürlich wurde vom Vorstands-Tisch her erzählt, dass man mit dieser Massnahme einerseits das Wohlbefinden der Mitglieder verbessern wolle, anderseits die Arbeit auf mehr Schultern verteilen und so die Arbeitsplätze erhalten oder gar noch vermehren könne.

Ich glaube, ich war der einzige Redner, der sich gegen die Reduktion der Arbeitszeit aussprach. Ich fühlte mich auch bei einer 42-Stunden-Woche wohl genug und mahnte die Mitglieder vor einer Illusion. Die Betriebe werden uns mehr Stress und mehr Hetze einbrocken. Dem Versprechen nach mehr Arbeitsplätzen gab ich erst recht keine Chance.

Unterdessen haben die Gewerkschaften und ihre Anhänger erlebt, dass die Schweiz immer mehr zu einer Hochpreis-Insel wurde. Die übertriebenen Forderungen nach verkürzter Arbeitszeit, höheren Löhnen, längeren Ferien usw. trugen wesentlich zu diesem verheerenden Resultat bei. Firmen verschwinden ganz oder werden ins billigere Ausland verlagert. Oder Zehntausende von Grenzgängern verstopfen täglich unsere Strassen und verpesten die Luft.

Zumindest in der grafischen Branche wurde nun mit dem neuen Gesamtarbeitsvertrag der Schritt zurück zur 42-Stunden-Woche erreicht. Es ist ja nie zu spät, etwas aus den Fehlern zu lernen. Dieser Text musste leider schon vor der eidgenössischen Abstimmung zur AHV-Initiative abgegeben werden. Sollte die Initiative angenommen worden sein, haben ausgerechnet die Gewerkschaften erreicht, dass sie mit ihrer Forderung der Schweiz einen weiteren Teuerungs-Schub einbrocken und dadurch die Schweiz noch teurer machen. Weitere Betriebe und ihre Angestellten müssen um ihre Existenz fürchten. Falls die AHV-Initiative abgelehnt wurde (was ich persönlich doch sehr hoffe), befürchte ich, dass es nicht lange dauern wird, bis die Gewerkschaften und ihre linken Verbündeten mit weiteren Forderungen auf sich aufmerksam machen.

Wie lange dauert es noch, bis auch diese Kreise den Misserfolg ihrer Forderungen einsehen? Meines Erachtens entsteht der von den Gewerkschaften immer wieder angepriesene Wohlstand eben nicht durch ungerechtfertigte, überrissene Forderungen, sondern einzig und allein durch Arbeit. Dabei dürften es ruhig etwas mehr Wochenstunden sein als nur gerade 40.


Walter Fuchs,
28.9.2016, 115. Jahrgang, Nr. 272.

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