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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 21.1.2017:

Coop-Gebäude ohne Metallgewand und aufgepepptes weisses Dieter-Schwarz-Dach ohne Regen:

Der unvollendete Bahnhofplatz!

Da, wo weiland das sozialdemokratische Hotel Volkshaus den südlichen Kreis des Hauptbahnhofs eröffnete und das potthässliche, indes lukrative Arch-Parkhaus den Blick zum rundum wunderschönen bewaldeten Schulhaus Heiligberg verdeckte, da stehen nun die vollendeten Archhöfe. Im realisierten Projekt Cirque parkieren nun die Autos im tiefen Keller und ob der Erde steht das attraktive Wohn- und Geschäftshaus mit Shopping, Gastronomie, Gesundheit und Wellness. Kreiert wurde es von den hiesigen Architekten Philipp Brunschweiler, Oliver Erb, Matthias Denzler und finanziert von der Versicherungskasse des Kantons Zürich. Die Kanten des Blocks werden von ihren unterschiedlichen Gegenübern geformt, wie die beteiligten Kreativen verlauten lassen, und das steinerne Gebäude mit bewegter Dachform und den introvertierten Höfen fasst seine unterschiedlichen Nutzungen zu einer architektonischen Einheit zusammen und gibt dem Ort eine neue Identität. Damit ist gleichsam hybrid, also aus zweierlei die Innenstadt dominierenden Typologien, dem Blockrand und dem monumentalen öffentlichen Gebäude entstanden. Die Betonelemente der Fassade sind mit Sand eingefärbt und die Oberfläche sandgestrahlt. Das kunstvoll kreierte Haus unterstreicht so seinen monolithischen Charakter und nimmt Bezug zu den verschiedenen Solitärbauten mit Sandsteinfassaden, welche die Altstadt umgeben.Westlich vom formvollendeten Bauwerk, da wo die Fabrikationsgebäude des Milchverbandes standen, thront nun in Richtung der Gleise, die traditionelle Archbar. Und vis-à-vis der ehemaligen Chässtube ruht jetzt das ehemals stilvolle Steingebäude der EPA, das nun als abschreckendes Einzelgebilde am attraktiven Bahnhofplatz steht, quasi metallener Sarkophag ist und als Coop-Warenhaus dient, in optisch unangenehmem bräunlichorangem Metall. Das ist mehr als ein Stilbruch, es ist in diesem attraktiven Umfeld eine Qual fürs Auge des braven Volkes.

Rund 84 Millionen Franken investierte die Stadt in die Gestaltung des Raumes rund um den nun überaus attraktiven Hauptbahnhof. Das Vorhaben der Architekten Stutz+Bolt+Partner sowie dem Ingenieur Dr. Schwartz Consulting wurde in sechs Etappen umgesetzt und die attraktive Gleisquerung realisiert. Für die Sanierung des Busbahnhofs, den Regenunterständen für Wartende an der Wülflinger- und Rosenbergkante, inklusive dem künstlerisch wie technisch überaus überzeugenden, originellen Pilzdach wurden 12,5 Millionen Franken aufgewendet. Die Geometrie des metallenen Kunstwerks weist höchst komplizierte Elemente auf und ist in der Dimension der grössten Auskragung von 34 Metern und mannshohen Trägerhöhen auch ein statisches Bravourstück. Ausgehend von der Mobilitäts-Zentrale im Fuss des Dachs harren nun Stahlträger sternförmig in alle Himmelsrichtungen und bilden ein hutförmiges, asymetrisches Gebilde, das eine Dachfläche mit einer Lochblech-Untersicht und der Stahl-Glas-Konstruktion von 1500 Quadratmetern aufweist.

Ach ja, da gibt’s trotz grossem Aufwand und beeindruckend gelungenem Gesamtresultat leider doch noch einen zweiten Schandfleck: das Dieter-Schwarz-Dach, unter dem die rund 100 000 gehetzten Zug-Fahrenden allemal bei Regen nass werden. Grock, der grosse Clown, hätte hierzu überzeugt gesagt: «Nit mögli.»


Guido Blumer,
21.1.2017, 116. Jahrgang, Nr. 21.

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