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«Wandzeitung» vom 21.2.2017:

Politische Korrektheit ist der Untergang jeder kreativen Sprache und Lebenslustlosigkeit pur:

Linke sind oft sehr sprachaffin.

Wo ein Mann auch als Mannli bezeichnet wird, darf eine Frau auch als Fraueli verehrt werden. Ich bin so frei! Obschon ich diesen Ausdruck kürzlich verwendet habe, und dafür prompt mit einem Fragezeichen hinterm Fraueli – wortarm, aber deutlich abgestraft worden bin, glaube ich noch immer an die Medienfreiheit in der Schweiz, oder gemäss Robert Lembke, an das Recht darauf: Boshaftigkeit auszudrücken, ohne dazu gezwungen zu werden. Anonymus ist in dieser Frage freilich radikaler: Er geht davon aus, dass die Sprache nach dem Küssen das erregendste Kommunikationmittel ist, das die Menschheit je entwickelt hat. Ups, jetzt reize ich womöglich die Seelenlage der sprachaffinen Linken böse aus, auch wenn ich das nicht garstig meine. Mit Bezug zum obgenannten Titel, vermute ich wohl richtig, dass ein Grüner, den ich aus unrechtlichen Gründen namentlich nenne, meinen Titel obsolet macht. Weil unser aller Ramsauer ganz gewiss sprachlich nicht fassungslos ist. Sondern genial. Sein Sprachwitz ist der Dünger für ein freiheitliches Leben. Und grün ist also womöglich auch mal ein bisschen mehr oder etwas weniger grün, obschon das Zeugs letztendlich braun wird. Freilich ist die Gesinnung auch in jedem Sprachunfall okay. Denn die Gedanken sind frei: Für politische Frauelis oder Mannlis, Linke, Rechte, Orientierungslose. Mein Gott! Es fällt gelegentlich schon auf, das Linke ein bisschen mehr als Rechte, auf Texte wie ein stieriger Biber reagieren. Und die Lebensfreude ist mitunter durch ein politisch inkorrekten Wortes getrübt. Der linke Mensch will wohl auch mit dem Ernst des Lebens verbandelt sein. Dennoch plädiere ich für ein möglichst frohgemutes Leben: ein humorvolles, zufriedenes, beschwingest, kreatives. Man braucht ja nicht auf Gedeih und Verderb lustig zu sein, aber wenigstens mit sich und der kreativen Sprachwelt in innerer Ruhe beziehungsweise im Lot.

Ist der Ausdruck Fraueli gleichwohl despektierlich? Was sonst noch kommt einem braven Grünen oder einer seriösen Roten vom Magen her hoch: in die Region des Rachens – also dorthin, wo süss und sauer und bitter für jeden Menschen wahrnehmbar ist? Die Sprache ist auch zum Streiten da, keine Frage, ein bisschen zum sich aufregen, vor allem aber, um sich zu verstehen, und eben, sich zu freuen. Eine Sprachpolizei brauchen wir nicht, auch keine nörgelige Griesgrame. Kreative politische Korrektheit ist, dort wo vorhanden, absolut okay, aber wenn es um eine erwachsene Kommunikation geht überflüssig, denn wir sind alle nicht perfekt und dürfen uns sogar mal verplappern oder ganz einfach mit eingeschaltetem Hirn über Gugus palavern.

Blau ist meine absolute Lieblingsfarbe. Drum geht’s mir – dem Mannli – immer gut, wenn die Farbe des Meeres im sichtbaren Universum dominiert und uns das güldene Sünneli blendet. Das muss ja nicht für alle gelten, weil nicht jedes Herz bei Helligkeit frohlockt. Es gibt leider auch Seelen, die sich nur in der Dunkelheit wohl fühlen. Der langen Rede kurzer Unsinn: Linke mögen manchmal etwas gar griesgrämig wirken – Adrian ist das beglückende Gegenbeispiel – aber sie meinen es vielleicht nicht wirklich so: Sie sind womöglich bloss ein bisschen zu korrekt direkt, aber das freilich nur in unbedeutenden Fällen.


Guido Blumer,
21.2.2017, 116. Jahrgang, Nr. 52.

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