Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 2.11.2017:

Blut-Ernte, Teil 1 von 3:

Spende Blut – rette Leben oder „Das Blut der Armen im Arm des Reichen?“

Vom 8. – 14. Oktober waren die Internationalen Tage des Plasmaspendens. Was ist Plasma und was verbirgt sich hinter dem ganzen Thema des Blutspendens? Die Transfusion von Vollblut findet heute praktisch nicht mehr statt (nur bei Eigenblutspende), sondern nur Blut-Einzelkomponenten. Blutplasma dient als Transportmedium für Glukose, Lipide, Hormone, Stoffwechselprodukte, Kohlenstoffdioxid und Sauerstoff. Es besteht zu 90 % aus Wasser, der Rest sind gelöste Stoffe, wie Blutproteine, anorganische Elektrolyte, Glukose und Harnstoffe. Plasma beträgt 57% vom Blutbestandteil und ist Transporteur in die Zellen. Bei Männern macht er 50–59 % und bei Frauen 54–73 % des Blutvolumen aus.

Nach der klassischen Vollblutspende wird das gespendete Blut in seine Bestandteile aufgeteilt: rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma (= Erythrozytenkonzentrate). Die Schweizer Spitäler benötigen nur rund 20% des gespendeten Plasmas. Es wird oft bei Massenblutungen (z.B. Hirnblutungen) eingesetzt. 80% wird an Firmen verkauft, die daraus teure Heilmittel herstellen. Viele Patienten könnten ohne diese nicht überleben. Jährlich werden so rund 65 000 Liter sogenanntes Fraktionierplasma in der Schweiz hergestellt. Mit dem Erlös des Verkaufs wird ein Teil der Ausgaben gedeckt und er hilft den Preis der Erythrozytenkonzentrate allgemein niedrig zu halten.

Die Plasmaspende ist für viele chronisch Erkrankte von großer Bedeutung, weil sie auf die aus Blutplasma hergestellten Medikamenten (z.B. Xolair) angewiesen sind und nur mit ihnen ein halbwegs normales Leben führen können. Z. B. wird Plasma für die Behandlung von Blutgerinnungsstörungen, bronchiale Erkrankungen, geschwächter Immunabwehr oder schweren Verletzungen sowie Schockzuständen eingesetzt. So werden je nach Diagnose bis zu 1200 Spenden benötigt um einen einzigen Patienten ein Jahr lang mit dem nötigen Medikament zu versorgen. In Frankreich sind es momentan an die 500 000 Patienten, die Plasma benötigen. Im Schnitt gibt es 10 000 Spenden pro Tag. 60% der Erstspender spenden nur 1x. Das Spenden von Plasma dauert etwa 45 Minuten. Dem Spender wird dazu wie bei einer normalen Blutspende eine Nadel in die Armvene gelegt. In mehreren Intervallen werden etwa 250 ml Blut in einem geschlossenen System zentrifugiert und mit einer Substanz (z.B. Natriumzitrat), welches das Blut kurzfristig ungerinnbar macht, gemischt. Dadurch trennen sich die schwereren Blutzellen vom leichteren Plasma, genannt Plasmapherese. Das gewonnene Plasma ist üblicherweise gelblich-klar und wird zur Plasmaspende verwendet (hierbei dann als Fresh Frozen Plasma bezeichnet). Ist das gewonnene Plasma jedoch milchig-weiß, wird es als „lipaemisch“ (verfettet) bezeichnet und nicht zur Transfusion freigegeben.

Ursache hierfür ist möglicherweise ein Problem des Fettstoffwechsels des Spenders oder einfach eine unmittelbar vorausgehende fettreiche Mahlzeit. Ist das gewonnene Plasma rötlich bis rot gefärbt, wird es als „hämolytisch“ beschrieben: Rote Blutkörperchen sind geplatzt und es trat Hämolyse auf.


Momo Appenzeller,
2.11.2017, 116. Jahrgang, Nr. 306.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.