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«Wandzeitung» vom 18.11.2017:

Blut-Ernte, Teil 2 von 3:

Spende Blut – rette Leben oder „Das Blut der Armen im Arm des Reichen?“

Vom 8. – 14. Oktober waren die Internationalen Tage des Plasma spendens. Was ist Plasma und was verbirgt sich hinter dem ganzen Thema des Blut spendens? Mit meinem 3-Teiler möchte ich die Hintergründe etwas ausleuchten. Man unterscheidet also zwischen der Vollblutspende, wo dem Spender der gesamte Wertstoff Blut entnommen wird und der Plasmaspende. Durch beifügen von einem Nirtat wird das Plasma schon während der Spende abgespaltet (Apherese) und die Blutzellen können dem Körper wieder zugeführt werden.

Das schont den Körper und ist der Grund, warum Plasmaspenden viel öfter möglich sind als normale Blutspenden. Meist kann man schon nach wenigen Tagen oder Wochen zur nächsten Spende wiederkommen. Aus einer Apheresespende können mehrere Plasmaprodukte gewonnen werden. Sie werden in dieser Form direkt Patienten verabreicht. Plasmaspenden braucht es, weil auch beim Plasma je nach Blutgruppe ein grösserer Bedarf besteht und dieser gezielt gedeckt werden muss. Der Grossteil des Bedarfs an Plasma für Patienten in der Schweiz wird jedoch durch die Vollblutspenden gedeckt.

Obwohl der Verkauf von Plasma viel Geld erzielt, hält SRK Schweiz daran fest, dass die Blutspende unentgeltlich erfolgt und vertritt auch den Grundsatz, dass mit Blut als einem menschlichen Organ keine finanziellen Gewinne gemacht werden dürfen. Sie berufen sich aufs ureigenste Interesse von Spender und Empfänger. Internationale Studien zeigten, dass die Unentgeltlichkeit ein wesentlicher Sicherheitsfaktor sei: Wer nichts an der Blutspende verdient, hat auch kein Interesse, etwas zu verheimlichen. Es sei aus ethischer Sicht nicht zu verantworten, Menschen in einer finanziellen Notlage mittels monetärer Entschädigung zur Blutspende zu motivieren. Unter einem Frage-Antwort-Katalog weiter unten steht jedoch im Widerspruch:

„Das Plasma, das die Schweiz an diese Firmen liefert, ist nach weltweit anerkannten, ethisch korrekten Massstäben beschafft. Wenn wir diese Lieferungen beenden würden, würde jener Teil, der auf ethisch fragwürdige Art in Form von bezahlten Spenden beschafft wird, nur noch mehr ausgeweitet.“ Was damit genau gemeint ist, zeigt die Dokumentation „Das Geschäft mit dem Blut“ von David Rihs von Point Prod., die von arte ausgestrahlt wurde und man im Internet findet. Journalisten recherchierten, dass auch in der Schweiz die Plasma-Ressourcen für die Medikamentenherstellung nicht reichen und vom Ausland angekauft werden muss. Sie folgten Hinweisen und landeten u.a. in Cleveland, USA. Dort betreibt die Firma Octapharma Plasma, die in 32 Ländern mehr als 6200 Mitarbeiter beschäftigt, eine „Blutspende-Fabrik“.

Sie entschädigt jede Plasma-Spende in Cleveland mit 20 Dollar. Kann es sein, dass randständige Menschen zugunsten reicher Kranker ausgenutzt werden und sich auch eine Schweizer Niederlassung der Firma Octapharma Plasma dadurch bereichert?


Momo Appenzeller,
18.11.2017, 116. Jahrgang, Nr. 322.

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