Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 4.6.2017:

Eichhörnli füttern in Arosa.

Tochtertage.

Es waren zwei wunderbare Tage in Arosa mit der Tochter. Ziel war der Eichhörnliweg, im Rucksack lagen die Haselnüsse. Die Eichhörnchen näherten sich bald interessiert, kletterten der Tochter aufs Knie, ergatterten die bereit gehaltene Nuss, sausten davon, vergruben sie irgendwo im Waldboden und kamen zurück, um die nächste zu holen. Total süss, herzerwärmend und auch lustig. Sogar Vögel lassen sich füttern, flattern auf die Hand und picken zerkleinerte Nüsse. Das alles im Licht durchfluteten Aroser Wald in absoluter Ruhe, unterbrochen einzig durch das Rauschen der Bäume, das Plätschern des Bächleins oder das Zwitschern der Vögel. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir im Eichhörnliwald, Flora, Fauna und einander geniessend.

Schon die Ankunft im Hotel war eine Überraschung, wir erhielten die Lifestyle-Suite mit grossem Balkon – ideal für die mitgebrachte Flasche Wein, die wir – mit Blick auf den Kirchturm – bei entspannten und wertvollen Gesprächen zwischen Tochter und Mutter während der sich langsam breitmachenden Dunkelheit genossen. Ich empfinde tiefe seelische Erfüllung und Glück. Es ist wunderbar, das innere Auge über dreissig Jahre schweifen zu lassen, in denen der Nachwuchs in jedem Sinne gewachsen, auch mit meiner Begleitung sich selber geworden ist und nun voll und rund im Leben steht.

Ich bin dafür sehr dankbar. Natürlich hatten wir Glück, verfügen über ein tragendes soziales Netz, leben und lebten eingebettet in einer Hausgemeinschaft und in einem Freundes- und Verwandtschaftskreis, den wir als verlässlich empfinden, der uns ein Gefühl der Sicherheit gibt.

Wie befremdlich und skurril wirkt da die mediale Berichterstattung: Trump tourt durch die Welt. Täglich wird berichtet von Friedenssicherung und Kampf gegen den Terrorismus, der die Welt erschüttert. Die offenbar einzig tragfähigen Mittel: Weltweite Aufrüstung und rigide Überwachung. Die Nato-Mitgliedstaaten treten der „Anti-Is-Koalition“ bei, die Saudis kaufen für 110 Milliarden Waffen von den Amis, alles zur „Sicherung des Friedens“. Das Geld für die Waffen haben die Saudis, nicht zuletzt von uns, wegen des Erdöls, das auf Schweizer Strassen von übergrossen, gesetzeswidrig zuviel CO2 ausstossenden, klimaschädlichen SUV`s verbrannt wird. Das Sicherheitsbedürfnis der Schweizer, die in einer übergrossen Allrad-Büchse durch die Städte brummen, muss immens sein. So viel Blech um den Hintern, eine solche Abschottung von anderen Verkehrsteilnehmenden muss beruhigend wirken, anders kann ich mir deren anhaltenden Boom mit der zunehmenden Klage über zu kleine Parkplätze nicht erklären, hake das ebenfalls unter Aufrüstung ab. So spiegelt sich im Kleinen, was im Grossen geschieht: Aufrüstung und gleichzeitige innergesellschaftliche Entfremdung und Abschottung, einem wahren Nährboden für Terrorismus.

Ändern kann ich das nicht, aber ich kann versuchen, möglichst nicht daran teilzunehmen, meinen Grundwerten treu zu bleiben, achtsam weiterhin mein soziales Netz zu pflegen in der Überzeugung, dass Veränderungen, dass eine andere Art von Sicherheitsgefühl auch im Kleinen und von unten möglich sind.


Marlies Bänziger,
4.6.2017, 116. Jahrgang, Nr. 155.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.