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«Wandzeitung» vom 21.3.2018:

Die Kinder, sie kommen.

Ein Baby ohne Ankündigung: Eine Mutter erzählt.

Ich treffe N., eine hübsche 27-Jährige, die gerne einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Sie gibt mir Einblick in ihr Arbeits- und Privatumfeld. Eigentlich gilt sie als verschlossen. Ihre Lebensumstände waren nicht immer so einfach. Vor einiger Zeit hat sie ihr 2. Kind in Deutschland bekommen und wurde davon komplett überrascht.

Sie beschreibt sich als etwas unausgeglichen, mit schlechter Körperwahrnehmung. Schon die 1. Schwangerschaft hatte sie erst im 6. Monat entdeckt. Arztbesuchen geht sie lieber aus dem Weg, war meist nur zum Rezept holen hin. Sie ist hart im Nehmen, eine starke Frau, die sich schon früh behaupten musste. Sie schleicht sich nachts gern zum Kühlschrank und kleine Gewichtsschwankungen sind nichts Ungewöhnliches. Sie gibt an, die Pille regelmässig genommen und Regelblutungen gehabt zu haben.

Ein 2. Kind wollte sie eigentlich nicht. Komplizierte Lebensverhältnisse und kein Interesse alles nochmal durchzumachen sprachen dagegen. Doch dann kamen diese „Bauchkrämpfe“ in immer regelmässigeren Abständen. Von der Geburt wurde sie zu Hause überrascht, ganz allein. Sie kam erst danach ins Krankenhaus. „Mein 1. Gedanke war, was mach ich mit dem Kind, wo bringe ich es hin. Aber als er da lag, war da nur noch Liebe.“ Und dieses Gefühl beschreibt sie als bedinungslos. Der Kindsvater hatte anders als befürchtet reagiert. Erst war er verwirrt, dennoch ruhig geblieben und als er das Kind sah, war er genau so verzaubert gewesen wie sie. Heute seien sie ein gutes Team und er ein geduldiger, liebevoller Vater, auf den sie sich verlassen könne.

Im Nachhinein gesehen, habe sie zwar kaum „Kindsbewegungen“ gespürt, aber Anzeichen wie Sodbrennen, Rückenprobleme und Krämpfe in den Beinen. Jedoch wenig Gewichtszunahme. Schon die 1. Schwangerschaft war gut verlaufen. Erschreckenderweise gab es seitens des Spitals dann komisches Verhalten und ein paar dumme Kommentare aus der Familie. Aber eigentlich habe sie viel Unterstützung und Zuwendung erfahren nach dieser „Schockgeburt“. Ihr Gynäkologe sei zwar überrascht gewesen, sagte aber auch, dass sowas ab und an vorkäme.

Die fehlende Zuwendung von der Schwangerschaft hole sich der Kleine heute zurück, indem er phasenweise mehr Nähe brauche. Ansonsten sei er gesund und entwickle sich prächtig. Folgeschäden durch die Pilleneinnahme und das Rauchen seien keine zu erwarten. Dank der Hilfe um sie herum habe sie gut in den Alltag zurückgefunden. Sie beeindurckt mich durch ihre Flexibilität.

N. wünscht sich, dass in Zukunft mehr auf so etwas eingegangen wird in den Spitälern. Man nicht abschätzig behandelt werde. Es gäbe schon genug zu kämpfen mit der Situation. „Nicht alle haben so viel Glück wie ich mit ihrem Umfeld. Man muss sich um so viel kümmern, wenn man aus dem Krankenhaus kommt. Es sollte Akzeptanz und eine Erstversorgung da sein. Nicht dass man aus Verzweiflung Sachen tut, die man später bereut!“


Momo Appenzeller,
21.3.2018, 117. Jahrgang, Nr. 80.

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