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«Wandzeitung» vom 10.11.2014:

Gedankenspiele um das «Tech»:

Winterthur und Innovation.

Ja, wie fast die gesamte Winterthurer veröffentlichte Meinung, bin auch ich gegen die Verlegung der ZHAW «School of Engineering», dem ehemaligen «Tech», nach Dübendorf. Allerdings nicht aus dem weit verbreiteten lokalpatriotischen Empörungsreflex heraus, sondern weil diese Verlegung kaum Sinn macht. Während in Dübendorf ein Innovationspark entstehen soll, IST Winterthur eigentlich bereits – oder eher «noch» – ein grosser Innovationspark. Neue solche Pärke sind zumeist reine Immobilien-Marketing Projekte. Sie funktionieren nur bedingt als Inkubator für neue Innovationen. Weil diese nicht herbeigeredet werden können, sondern unendlich viele Faktoren zusammenspielen müssen. Dübendorf ist es noch in keiner Weise. Es würde viele Jahre dauern, bis sich ein echter Innovationspark entwickeln würde. Wenn überhaupt. Und verbunden mit gigantischen Kosten. Eine Verlegung des «Tech» wäre wohl einfach wieder eine staatliche Subvention für private Immobilieninvestoren.

Die Empörung der politischen Parteien, die Winterthur in den letzten zwei Jahren mit ihrer Sparpolitik an die Wand fahren, also von den Grünliberalen bis zur SVP, ist Heuchelei. Der Aufschwung Winterthurs nach der Jahrhundertwende war eng mit dem Ausbau des Bildungsstandortes verbunden. Heute studieren in Winterthur ein Vielfaches der Studierenden von Ende der 90er Jahre. Aber vor zwei Jahren hat der Wind gedreht. Plötzlich war der Aufbruch zuviel, plötzlich war Winterthur ein Sanierungsfall – wobei von GLP bis SVP verschwiegen wird, dass der Stadt durch die Steuersenkungen der letzten Jahre jährlich 60 Millionen an Steuern entgehen. Unter anderem durch eine durchgetrickste Unternehmenssteuerreform.

Und da kommt nun ein Departement der ZHAW und stellt Überlegungen an, ob eine Verlagerung nach Dübendorf Sinn macht. Weil da eventuell, vielleicht, allenfalls, ein Innovationspark entstehen soll. Weil am Aufbruch herumgedacht wird, während die Zeichen in Winterthur auf Demontage gestellt wurden. Insbesondere die GLP, als Mehrheitsbeschafferin der Staatsabbauerpartei SVP, spielt ein falsches Spiel. Die Grünliberalen sind es, die Winterthur zugrunde reden. Sie sind es, die von zu vielen Studierenden sprechen, von zu raschem Wachstum, von einem strukturellen Defizit der Stadt. Sie haben es zu verantworten, dass in kurzer Zeit der ganze Schwung Winterthurs in eine Abwärtsspirale umkippte.

Besonders heuchlerisch ist es, wenn nun alle so tun, als hätten Sie nichts gewusst. Seit die ersten Pläne eines «Innovationsparkes» in Dübendorf bekannt wurden, wurde davon gesprochen, dass sich dort wenn immer möglich auch Fachhochschulinstitute ansiedeln sollten. Eigentlich nicht schwierig zu erraten, um welche es sich handeln sollte. Denn es ist kaum anzunehmen, dass in einem «Innovationspark» Gesundheitsfachleute ausgebildet werden sollen. Oder Dolmetscher.

Das Beispiel zeigt perfekt, was Winterthur braucht: Innovations- statt Abbruchpolitik, weniger GLPCVPFDPSVP im Gemeinderat. Und vielleicht, doch noch etwas Lokalpatriotismus: Winterthur braucht mehr Einfluss im Regierungsrat...


Matthias Erzinger,
10.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 158.

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Standpunkte:

11.11.2014, 10:17 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Die dumme Planung des Umzugs: Das Technikum Winterthur wurde von der SP-Regierungsrätin Regina Aeppli politisch betreut; nicht von Immobilienfirmen und nicht von FDP, SVP und CVP. Die Steuereinnahmen sind seit 1990 auch in Winterthur massiv gestiegen – viel höher als die Inflationsrate und die Zahlungen des Kantons auch. Dass Winterthur seit zwei Jahren, als die SP die Wahlen verlor, an die Wand gefahren wird ist Polemik von SP-Mitgliedern. Sparen ist eine Tugend, nicht ein verwerfliches Tun. Winterthur lebt!


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