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«Wandzeitung» vom 30.3.2018:

Wenn die linke Hirnhälfte nicht mehr weiss, was die rechte tut:

Digitalisierung und Generationenmix.

Zwei Themen füllen den Wirtschaftsraum. Die Messen und Workshops zur digitalen Verwaltung der inneren Abläufe eines KMU schiessen wie Pilze aus Böden. Suggeriert wird, dass eine Kaderfrau oder ein Kadermann ohne die Einführung in digitale Arbeitswelten kaum mehr überleben kann. Im Fokus steht vor allem die ältere Generation, der zugetraut wird im künftigen Wirtschaftsleben abseits des Umsatzes zu stehen. Was Grosskonzerne tun, müsste auch die KMU beissen. Faktum ist, dass sich Grosskonzerne schwer tun, weltumspannend und national ihre digitale Welt auf einen Nenner zu bringen, der störungsfrei funktioniert.

Oft weiss die Linke nicht mehr, was die Rechte tut und umgekehrt. RUAG, Post, SBB und Swisscom lassen grüssen. Auch die Raiffeisenbank zählt dazu. Schuld sind jeweils Systemfehler oder die Aufsichtsstellen, aber niemals die verantwortlichen Grossverdiener und Menschen, denen die Grenzen ihrer Macht verloren gehen, die also überfordert sind.

Ein neues, zweites Phänomen ist aufgetaucht. Es wird an Fachhochschulen studiert und theoretisch in die Wirtschaftswelt gestreut. Der Hit heisst Generationenmix. Nach dieser Darstellung wird der Arbeitsmarkt gedrittelt in Menschen, die auf die Pensionierung warten, in solche die sichere Arbeitsplätze behalten wollen, und in die jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, denen Fun wichtiger ist als das sichere Einkommen. Mag sein, dass sich ein gesellschaftlicher Trend mit einem gedrittelten Kuchen aufschlüsseln lässt.

In Tat und Wahrheit liegen die Probleme anderswo. Ein Grossteil der Menschen hierzulande fühlt sich überfordert. Das Gefühl innerer Ruhe finden viele nur noch im Urlaub. Und auch da gibt es bei manchen schon bedenkliche Tendenzen. Es findet über alle Generationen hinweg, auch nach Ruhe, keine Erholung mehr statt. Generelle körperliche Erschöpfung macht sich breit. Permanente, starke Müdigkeit führt zu emotionaler Erschöpfung, Interesselosigkeit und Lustlosigkeit. Da, wo die eigenen Begabungen wie Selbstführung ohnehin schon schwach sind, werden niedrige Ansprüche an sich selbst gestellt. Das betrifft die Postspitze genauso wie ehemalige und aktive Banker, die SBB-Spitze genauso wie das RUAG-Management. Frustration, Hilflosigkeit und zunehmende Zurückgezogenheit wechseln sich mit Wutanfällen, gerade gegenüber Schwächeren, und Jähzorn ab.

Bereits jüngere Angestellte agieren nicht mehr, sondern reagieren nur noch, selbst auf strafbare oder gesellschaftlich unhaltbare Verhalten, die sie und andere selber verursachen und inszenieren. Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme sind eine willkommene Hilfestellung zur Vertuschung und aktiven Intransparenz. Die Medizin, die zur Gelassenheit und Nervositätsunterdrückung den Körper vergiftet, verschlimmert den Brei. Dauert die Belastung mindestens sechs Monate an, kommt es zur Arbeitsunfähigkeit.

Die Digitalisierung und der Generationenmix sind Themen, die von der tiefen, kausalen Problemstellung im Wirtschaftsleben absehen. Darum stelle ich einfach mal die Frage: Woran kann es liegen, dass sich zunehmend mehr Menschen im Arbeitsalltag verrechnen, verrennen, sich erschöpft und ausgelaugt fühlen?


Heiner Dübi,
30.3.2018, 117. Jahrgang, Nr. 89.

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