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«Wandzeitung» vom 30.9.2014:

Im Raum Winterthur:

Diskurs über Raum als Ressource.

Darf Implenia Teile der wundervollen Hallen auf dem Sulzerareal abreissen und Wohnklötze hinsetzen, die wie vom Himmel gefallene Kuben fremd in der Landschaft stehen? Ja, aber nur wenn auch vertraglich ausgehandelter billiger Wohnraum entsteht. So wird Raum verteilt, als Ware an den Meistbietenden verklickert. Zeitgleich: Der Grosse Gemeinderat zweifelt, ob er die Halle am Katharina Sulzerplatz erwerben soll – oder sind Parkplätze nicht doch eine bessere Alternative?

Im Raum Winterthur fehlt es meines Erachtens an einem freien Diskurs über Raum als Ressource, die nicht allen Interessen und Bewegungen gleich zugänglich ist. Den meisten Räumen wohnt eine Zweckbestimmung inne, die die Benützung des Raumes definiert und kontrolliert. Über diese Zweckbindung eines bestimmten Raumes findet eine subtile Machtausübung statt, die die Menschen in diesem Raum in ihrem Verhalten homogenisieren. Diese Macht prägt unscheinbar das Bild des öffentlichen und privaten Raumes, sei es, dass keine Sitzmöglichkeiten mehr gebaut werden, denn man will, dass man nicht verweilt, sondern konsumiert, oder – dass Räume übersichtlich, beinahe durchsichtig gestaltet sind, damit alles auf einen Blick unter Kontrolle ist. Dies fördert unter anderem ein normkonformes Verhalten im zweckgebundenen Raum.

Was wäre nun, wenn wir dieses Raumkonzept anders denken, anders leben – wenn Räume ohne Zweckbindung entstünden? Wie viel Diversität gäbe es dann? Würden sich Menschen freier entfalten? Könnte sich ein solcher Raum in den Köpfen der Menschen vervielfältigen?

Dieses Experiment wagt ein kleiner Kulturraum Namens Lange Weile, der am Lagerplatz entsteht. Ziel ist es, diesen Raum Menschen, Interessen und Bewegungen zu Verfügung zu stellen, die im konventionellen Raumgefüge keinen Zugang zur Ressource Raum erhalten. In einem zweckfreien Raum kann ein freier Diskurs über Raumverteilung und Zweckbindung entstehen. Es entstehen neue Forderungen an den öffentlichen und privaten Raum, die weit weg von Profit und Normierung sind.

Das ist mein (T)Raum.


Cora Dubach,
30.9.2014, 113. Jahrgang, Nr. 117.

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