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«Wandzeitung» vom 8.6.2014:

Winterthur 2030:

Sparwut - eine Groteske. (Teil 1)

Winterthur im Jahr 2030. Der Steuerfuss der Stadt liegt auf einem Rekordtief und – heissa-hurra! – es besteht immer noch Senkungspotenzial. Die taffe Mehrheit des Grossen Gemeinderats treibt den Stadtrat unermüdlich vor sich her mit immer neuen Spar- und Steuersenkungsforderungen. Die von der Stadtregierung in vorauseilendem Gehorsam Jahr für Jahr geschnürten Sparpakete sind in den Augen der bürgerlichen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte nicht mehr als ein bescheidener Sockelbetrag, der erst richtig Lust auf mehr macht.

Während anno 2013 noch ein Aufschrei durch die Bevölkerung ging, als ruchbar wurde, dass die Sparwut u.a. dazu führen könnte, dass die Schulreisen gestrichen werden, so hat man sich in der Zwischenzeit an Sparübungen von ganz anderem Kaliber gewöhnt. Ohnehin ist unterdessen das Schulwesen privatisiert. Die grösste Privatschule der Stadt ist das christlich-fundamentalistische Bildungszentrum SalZH, welches das ganze Teuchelweiherareal belegt, weil nach der Ablehnung einer Wohnüberbauung durch das Volk im Jahr 2013 alle Pläne für das Gebiet ad acta gelegt wurden. Schulleiterin der SalZH ist die ehemalige Polizei-Stadträtin Barbara Günthard-Meier, die schon früher an dieser Schule unterrichtete und damit an den Ursprung ihres Wirkens zurückgekehrt ist. Da die Kulturszene sich unterdessen selbst finanziert und verwaltet, wurde das Kulturdepartement abgeschafft, so dass Mike Künzle wieder die Führung seiner geliebten Polizei übernehmen konnte. Wegen des massiv gekürzten Personalbestands fährt er jeweils am Wochenende selbst Blaulicht-Einsätze. Das macht ihm Spass und bedeutet auch einen willkommenen finanziellen Zustupf, wurden doch die Pensen der drei verbliebenen Stadträtinnen und Stadträte auf 50 Prozent gekürzt. Eingespart wurde auch der Stadtrats-Job von Nicolas Galladé.

Die Sozialhilfe ist schon seit längerem abgeschafft – wer so wenig Steuern bezahlt, kann sich selbst über Wasser halten! – ,die Jugendarbeit haben grossherzige Christen übernommen und die Alterszentren werden privat als Hotelbetriebe geführt. Getreu seinem Credo, sich für die Schwächeren in der Gesellschaft einzusetzen, betreibt Nicolas Galladé das Alters-Hostel auf dem Lagerplatz. Daneben ist er Platz-Speaker beim FCW und steht in der Pause im Salon Erika hinter der Bar.

Nach der Schliessung des Schuldepartements übernahm Stefan Fritschi den Bau von Josef Lisibach. Dieser hat sich in die Autonome Republik Wülflingen abgesetzt, wo er seither mit eiserner Faust regiert. Firlefanz-Begehren wie Verkehrsberuhigungen und Platzgestaltungen hat er seinem Volk längst ausgetrieben. Matthias Gfeller kümmert sich als Privatunternehmer um KVA, ARA, Biorender und den Windpark auf dem Sessel. Als Finanzvorsteherin behauptet sich nach wie vor Yvonne Beutler, allerdings ist sie nurmehr Vollzugsbeamtin einer bürgerlichen Parlamentsmehrheit. Daneben leitet sie zusammen mit der früheren SVP-Gemeinderätin Christa Kern eine Beautyfarm im Schloss Wülflingen.

 (Fortsetzung am 8.7.)


Kathrin Bänziger,
8.6.2014, 113. Jahrgang, Nr. 3.

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Standpunkte:

10.6.2014, 07:38 Uhr.

Werner Frei schrieb:

Ich fürchte, die Spar-Turbos brauchen für den totalen Kahlschlag keine 16 Jahre.


9.6.2014, 10:19 Uhr.

Guido Blumer. schrieb:

Allerherzlichsten Dank, Werner Frei und Heinz Hüppi. Ihr habt als erste Lesende auf einen «Wandzeitungs»-Text reagiert. Das freut mich freilich sehr. Hoffentlich ist jetzt das Eis gebrochen.


9.6.2014, 09:56 Uhr.

Werner Frei schrieb:

Ich fürchte, die Spar-Turbos brauchen für den totalen Kahlschlag keine 16 Jahre.


9.6.2014, 06:43 Uhr.

Heinz Hüppi schrieb:

«Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not.» Wutbürger, spare Deine beschränkte Energie, auf dass Du auch im Jahre 2030 noch magst wütend sein können und wollen.


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