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«Wandzeitung» vom 17.11.2015:

Was brauchen wir wirklich?

Mein Tumbler.

Was wir im Leben wirklich brauchen? Wir leben nun einmal in einer Zeit des Überflusses, fast jede und jeder schafft sich Dinge an, die nicht unbedingt nötig sind. Ich bin da keine Ausnahme – vor allem, wenn es neue Dinge sind, die mein Auge oder mein Ohr erfreuen, da entsorge ich gerne die älteren Modelle. Besonders schlimm steht es bei mir, wenn neue Handys herauskommen ...

Wolfgang Schmidbauer, deutscher Psychoanalytiker und Schriftsteller geht in seiner Enzyklopädie der dummen Dinge der Frage nach, was man WIRKLICH braucht. Er tut dies anhand alltäglicher Gebrauchsgegenstände. Er geht der Frage nach, was steter Konsum aus uns macht, was man weglassen kann und was uns sogar dumm macht, wenn wir es besitzen. Zum Beispiel Hightechgeräte, die man nicht mehr reparieren kann. Er nimmt auch Alltägliches aufs Korn, zum Bepispiel die Toiletten, durch die täglich bestes Trinkwasser rauscht.

Geschirrspüler, Tumbler etc. sind für ihn Dinge, die uns dumm machen. Er singt das Loblied auf den Abwasch von Hand, die Befriedigung, wenn man mit Wasser ohne Spülmittel auch fettiges Geschirr sauber bringt, wie die Wäsche um Welten besser riecht, wenn sie an der Sonne trocknet. Beim Geschirrspüler in einem kleinen Haushalt kann das noch angehen, früher ging’s ja auch in grossen Familien ohne.

Aber beim Tumbler ist es bei mir schon anders: Ich lebe in einer Zone, wo die Sonne nicht immer scheint, und wo ich meine Hemden gerne nach dem Waschen bald wieder anziehen möchte. Laut Schmidbauer brauche ich einen Tumbler nicht, denn er macht dumm. Ich glaube nicht, dass ich viel dümmer geworden bin, seit ich den Tumbler benütze, nun ist er aber letzte Woche ausgestiegen. Kein Lichtlein, kein Wank, kein gar nichts. Ich rufe bei Bosch an, der Monteur kommt zwei Tage später. Er kommt nicht allein, sondern mit einem Assistenten. Der Zweimeter-Serbe lupft den Tumbler vom Podest und kommandiert: «Zange», «Schraubenzieher» in einem Ton, der knapp und harsch ist. Nach zehn Minuten kommt die Diagnose: Elekrtonik kaputt. Reparatur minimum 600 Franken. Dann macht er noch rasch Feuerzauber: Er fingert mit dem Schraubenzieher im Gerät herum und sagt dem Assistenten: «Schau, wo macht Pumm.» Macht Pumm beim Netzfilter. «Netzfilter kostet 30 Franken, ich habe nicht da, komme nächste Woche.» Der Werkzeugwagen steht vor der Tür, die Anfahrt kostet 81 Franken, die Arbeitsstunde 120, ich rechne. Da sagt der Monteur: «Wenn nicht Netzfilter, dann neue Maschine besser.» Klar, aber dass die nicht mal einen Netzfilter, der die Grösse einer Zigarettenpackung hat, dabei haben, belämmert mich, da werde ich schon durch die Kommentare etwas dümmer.

Heute morgen kommt der Servicewagen erneut. Ein Schweizer kommt strahlend mit einem Netzgerät in der Hand zu mir und meint, das sei selten, dass es nur der Netzfilter sei, das habe er noch nie gehabt. Nimmt den Tumbler auseinander, montiert den Netzfilter. Und alles klappt! Grosses Staunen beiderseits. Das ist heute mein kleines Tagesglück, ich kann weiterfahren mit meinem Tumbler, der mich täglich ein bisschen dümmer macht. Wenn ich nächste Woche nicht mehr schreiben kann, wissen Sie warum.

 

 


André Bernhard,
17.11.2015, 114. Jahrgang, Nr. 321.

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Standpunkte:

21.6.2022, 10:35 Uhr.

Irremia schrieb:

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18.11.2015, 10:17 Uhr.

Herbert Danzer schrieb:

Der Kyniker Diogenes soll, als er einen Bettler aus der hohlen Hand trinken sah, seinen einzigen hölzernen Becher fortgeworfen haben.


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