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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 19.1.2015:

3. Stammtischgespräch in Winterthur:

Superverträge blockieren Regierung.

Sieben Männer treffen sich zweimal im Monat am Stammtisch. Es sind dies Geo der Geomant, Theo der Theologe, Bio der Biophile, Philo der Philosoph, Bera der Berater, Poli der Politiker und Hugo der Architekt. Theo: Ihr meint also es sei wichtig, dass die Stadträte mit ihren engsten Stabsmitarbeitenden im Stadthaus residieren, während die Verwaltung im Superblock schmort? Da bin ich nicht einverstanden. Bio: Du denkst dir, die Exekutive sollte zu ihren Schäfchen ziehen? Das lieber Theo, wird das Regieren nicht leicht machen. Die Departementsvorsteher werden in Kürze das erste Glied in der Verwaltung sein, und die heutigen Nummer 1 Funktion und Sinn ihrer Arbeit verlieren. Poli: Oh, das macht mir aber Sorgen.

Philo: Mit dem Superblock hat die Regierung gegen ein grundlegendes Prinzip verstossen. Hugo: Du willst behaupten wir gründen in Winterthur ein neues Momo? Philo: Der Begriff des absoluten Zentrums, wie er im Buch Momo beschrieben wird, ist ein Irrtum. Eine Regierung steht nicht im Zentrum des Zentrums. Ein Zentrum lässt sich nicht auf einen bestimmten Ort festlegen. Es kann, gerade weil ein Zentrum kein Ort ist, überall sein.

Poli: Heisst das, dass in Winterthur jeder und jedes zum Zentrum werden kann? Bera: Der winzigste Floh steht genauso im Zentrum wie der Stadtpräsident. Von einem Zentrum kann man also nur in relativem Sinn sprechen. Deshalb dürfen der Stadtpräsident und seine Räte nicht mit der Verwaltung verschmelzen. Nur so können die einen regieren und die anderen ihre Aufgaben lösen, wenn Exekutive und Verwaltung nicht aufeinander hocken. Bio: Deine Weisheit hat Konsequenzen. Unser Denken müsste sich radikal ändern. Verstehe ich dich, Philo, recht, wenn du meinst, es sei nicht möglich allgemein von Stadträten, Parlamentariern und Verwaltern zu sprechen, sondern nur von diesem speziellen Stadtrat, von diesem speziellen Parlament und von dieser speziellen Verwaltung? Philo: So ist es. Jedem der drei Zugehörigkeiten und den jeweils einzelnen Menschen dieselbe Würde zuzuschreiben, bedeutet ihnen als solche ihren Wert zu geben, unabhängig der jeweiligen Rangstufung. Poli: Hm, tönt kompliziert. Wie wäre das möglich? Bio: Indem die Stadträte und ihre Nummer 1, auf die sie sich verlassen müssen, getrennt arbeiten. So erhalten alle ihre wahre Macht, üben ihre zugewiesenen Aufgaben mit bestem Wissen aus und erreichen die von ihnen erwarteten Leistungen mit eigenem Gewissen.

Bera: Ist es zu spät eine Notbremse zu ziehen? Hugo: Ich habe eine Idee: Wie wäre es, wenn die Polizei im Superblock einziehen würde? Die Sicherheitstüren wären montiert, die Fenster verschlossen, der Wagenpark im Innenhof wäre vergittert. Ein Teil des Stadtrats könnte ins leerstehende Obertor ziehen, die 80 Millionen für das geplante Polizeigebäude wären vom Tisch und die 30 Tausend Leermietkosten pro Monat im Block wären gelöst. Bera: Meine Lieben, so einfach geht das nicht. Der Umzug wird nicht mehr aufzuhalten sein. Denkt nur an die Verträge. Bio: Man müsste zur Vertragslösung eine Krise ziehen. Wer könnte dafür Zugpferd mit Weitsicht sein? Bera: Als erstes unser Stadtpräsident.


Heiner Dübi,
19.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 19.

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Standpunkte:

20.1.2015, 10:48 Uhr.

Roger Rutz. schrieb:

Wahre und weise Gedanken, in einer trüben Zeit. Der Superblock schluckt alle Emotionen, lässt Treffen weiterhin nur auf Befehl – Termin – zu und ... man sucht die Menschen in diesem grossen und weitläufigen Gebäude. Die Regierung soll, ja muss sich nahe sein, sich rasch finden und ... regieren. Ihre Chefs sollen ihren Schäfchen nahe sein und sich ebenfalls rasch austauschen können. Doch wer will heute noch reden, sich austauschen und Lösungen erarbeiten? Anonym bleiben, sich rar machen um ja keine Verantwortung tragen zu müssen, ist da doch viel eher bequem und angebracht. Der Superblock wird dieses Denken und Handeln nur noch unterstützen und das einzelne Regierungsmitglied zur unbedeutenden Büronummer verkommen. Wünsche Ihnen allen einen guten Umzug und ein sich Finden, spätestens im Personalrestaurant bei der Essensausgabe und noch vor der Befehlsausgabe. En Guete!


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