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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 16.6.2014:

Einsatz:

Offroad.

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Nach Gottfried Benn.

Was tut den Segnungen der Massentransportmittel (gut gemeint) zugewandter, umweltbewusster Mensch, wenn ihm Verwerfungen in der Biografie – die zu schildern nicht nur eine Seite Wandzeitung nicht ausreichen würden, sondern nicht einmal eine ganze Wand – ein vierrädriges Gefährt in die Tiefgarage spülen? Und nicht etwa einen Mobility-konformen Kleinwagen, sondern einen Vertreter jener Spezies, die weiland Gegenstand einer Verbannungsinitiative (gut gemeint) bildete. Vor dem geistigen Auge zeichnen sich Prügelszenen mit Verfechtern der herrschenden rotgrünen Lehre (gut gemeint) ab, frenetischer Applaus einzig von jenen wenigen Vertretern automobiler Freiheit, bei denen der Neid nicht überwiegt. Was tut Mensch, der nicht einer bejubelten NGO beigetreten ist, sondern einen NOGO im Keller hat?

Die herrschende Lehre verlangt Verzicht (gut gemeint) und Asche auf Haupt und Schaltknüppel. Das kommt nur schon deshalb nicht in Frage, weil das Objekt nicht über einen Schaltknüppel verfügt. Also flugs herumtelefoniert. Schulterzucken. Vielleicht Autogas. Mit einem Umbau hätte das Spritlaster schluckende Monster immer noch 304 Gramm CO2 pro Kilometer in die Atmosphäre verpufft. Und es ist nicht meine Sache, statt eines Kofferraums eine Gaskammer in der Gegend spazieren zu fahren. Also weiter telefoniert. Energiesparen bei Autos gibt es nicht. Macht den Motor kaputt. Und überhaupt. Und schon gar nicht mit Zertifikat.

Gottseidank. Alle, die sich in einem Minergiebau (gut gemeint) im Sommer zu Tode transpirieren, wissen, was Zertifizierungswahn bedeutet. Nachdenken und eigenständig handeln ist anspruchsvoller als Vorgehen nach Checkliste (gut gemeint). Also denkende Mechaniker gesucht, von denen es zumindest eine Handvoll gibt. Die basteln an der Steuerung herum und bauen zusätzliche Filter ein. Für 2000 Stutz hat das Monster jetzt Energieklasse A+ und stösst 89 Gramm CO2 aus, nicht einmal so viel wie ein Hybrid. Es verbraucht Benzin wie ein Kleinwagen. Lug und Trug, schreit alles. Ökotuning, schreie ich. Und wer's nicht glaubt, darf mit mir auf der deutschen Autobahn 300 km/h brettern kommen. Zwei Velos für eine Tour im Schwarzwald haben übrigens auch Platz im Kofferraum, unzerlegt. Die Werksgarantie (gut gemeint) verliert man und die Verkehrsabgaben berechnen sich nach dem früheren hohen Ausstoss (gut gemeint).

Unbequeme Frage: Weshalb eine Offroader- und keine Ökotuning-Initiative?

Unbequeme solarklare Antwort: Ein weites Feld für den ideologischen Schlagabtausch läge brach.

Nachsatz: In der kleinen Stadt, die wir alle gut kennen, hiess diese Kolumne, als sie noch nicht an die Wand gestellt wurde, EINSPRUCH. EINSATZ heisst sie heute in der unterdessen fast gross gewordenen. Mit Telly Savalas bleibt zu sagen «EINSATZ in Eulachhattan». Und mit Belsazar von Heine: «Und schrieb und schrieb an weisser Wand, schrieb Buchstaben von Feuer und schwand.»


Adrian Ramsauer,
16.6.2014, 113. Jahrgang, Nr. 11.

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Standpunkte:

19.6.2014, 16:50 Uhr.

Guido Blumer & Roger Rutz schrieb:

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