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«Wandzeitung» vom 26.4.2015:

Bildung darf nicht vom Portemonnaie der Eltern oder dem Wohnkanton abhängen:

Chancengerechtigkeit ist angesagt.

Die Schweiz hat ein gutes Bildungssystem. Die duale Bildung und die gute Durchlässigkeit tragen zur tiefen Jugendarbeitslosigkeit in unserem Land bei.

Trotzdem gibt es einige Schwachpunkte, wenn wir internationale Vergleiche und Studien betrachten. Zum Beispiel gelingt es nicht gut genug, Chancengerechtigkeit herzustellen. Die Bildungsnähe und finanzielle Stärke des Elternhauses sind für die Bildungschancen eines Kindes entscheidend. Ebenso verhält es sich mit der Finanzstärke der Wohngemeinde. Legt man zum Beispiel im Kanton Zürich je eine Schablone mit der Finanzstärke der Gemeinden und der Gymnasialquote übereinander, ergibt das ein fast deckunsgleiches Bild. Also je reicher eine Gemeinde ist, desto mehr Kinder dieser Gemeinde besuchen das Gymnasium und umgekehrt. Wobei ich als überzeugte Anhängerin des dualen Bildungssystemes und selber im Besitze eines KV-Lehrabschlusses keinesfalls sagen möchte, dass das der bessere Weg ist. Und es macht schon gar keinen Sinn, die unterschiedlichen Bildungswege gegeneinander auszuspielen. Unsere Stärke besteht in der Stärke der unterschiedlichen Wege.

Trotzdem kann man in der Schweiz zusammenfassen: Je reicher und bildungsnäher die Eltern desto bessere Bildungschancen die Kinder.

Nun gibt es eine Reihe von bildungspolitischen Massnahmen, mehr Chancengerechtigkeit herzustellen. Eine davon sind Stipendien. Wohl verstanden – für den beruflichen wie für den akademischen Bildungsweg. Und über diese stimmen wir am 14. Juni bei der Stipendieninitiative ab.

Betrachten wir die Stipendienausgaben der Kantone, so fallen diese sehr unterschiedlich aus. Das Stipendienvolumen hat seit 1993 um 25% abgenommen und die Bundessubventionen sind zwischen 1990 und 2008 von 40% auf 9% gesunken. Dies bedeutet, dass Studierende der Berufsbildung, Fachhochschulen, pädagogischen und universitären Hochschulen, welche aus weniger begüterten Verhältnissen kommen, oft ungleich schwerere Bedingungen haben. Dabei wissen wir, dass einer der Hauptgründe für Studienabbrüche die Unvereinbarkeit von Studium und Erwerbstätigkeit und die damit zusammenhängende finanzielle Situation ist.

Gerade Studien im Ingenieur- oder Gesundheitswesen sind so aufgebaut, dass sich daneben kaum arbeiten lässt. Gleichzeitig herrscht gerade in diesen Berufen Fachkräftemangel. Die Stipendieninitiative ermöglicht nicht nur eine Erhöhung des Stipendienvolumens, sie führt auch zu einem einheitlicheren Stipendienwesen und damit zu einem fairen Zugang zu Bildung für alle.

Ein Land, dessen wichtigster Rohstoff die Bildung ist, muss in die Menschen investieren. Es ist im ureigenen Interesse der Schweiz, dass Fähigkeiten und nicht das Portemonnaie der Eltern oder des Wohkantons über Bildungschancen entscheiden.


Chantal Galladé,
26.4.2015, 114. Jahrgang, Nr. 116.

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