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«Wandzeitung» vom 26.8.2015:

Vaterschaftsurlaub:

Der richtige Zeitpunkt ist jetzt.

Gerade einmal einen Tag Vaterschaftsurlaub bekommen Väter in der Schweiz. Das ist gleich viel wie man fürs Zügeln bekommt. Manch eine Geburt dauert schon länger als einen Tag. Ist es nicht das erste Kind, müssen die anderen Kinder während des Spitalaufenthalts der Mutter betreut werden. Und in jedem Fall braucht es Zeit, um als Familie zusammenzuwachsen, den neuen Erdenbürger kennen zu lernen, ihm Sicherheit zu vermitteln und Geborgenheit zu geben. Eine sichere Bindung aufzubauen ist zwar nicht etwas, das nur in der ersten Zeit geschieht – aber dort auch. Und sicher gebundene Kinder nehmen ganz grosse Vorteile mit ins Leben, welche sich auf viele Bereiche auswirken und unbezahlbar sind.

Wenn ich mich für mehr Vaterschaftsurlaub engagiere, bekomme ich oft die Antwort, dass das zu teuer sei für die Wirtschaft und darum nicht machbar. Das ist seltsam: Die Wirtschaft und die Politik haben kein Problem damit, dass Männer immer wieder für drei Wochen in der Firma fehlen – nämlich während militärischen Wiederholungskursen. Alle Länder in der EU haben mindestens einen Monat Vaterschaftsurlaub – oft viel mehr und dazu noch Elternurlaub, den sich die Eltern untereinander aufteilen können.

Wer schon einmal ein kleines Kind hatte, der weiss, dass dies zwar das wohl schönste Ereignis im Leben eines Menschen ist, jedoch auch, dass das Wort Urlaub in diesem Zusammenhang etwas unangemessen ist.

In Deutschland können sich die Eltern gemeinsam 14 Monate Elternurlaub aufteilen. Der Vater muss davon mindestens zwei Monate nehmen. In Norwegen erhalten Väter zwei Wochen Vaterschaftsurlaub und danach können sich die Eltern noch einmal 57 Wochen untereinander aufteilen. Und in Luxemburg, ein Land, das der Schweiz in Verschiedenem sehr ähnlich ist – auch wirtschaftlich – bekommen beide Eltern je sechs Monate Elternurlaub. Und schliesslich unsere Nachbarn Oesterreich – dort dürfen sich die Eltern zwei Jahre Elternurlaub untereinander aufteilen. Niemand hat je die Kosten ausgerechnet, die entstehen, wenn Kinder in der Anfangszeit sehr gestresste Eltern haben, die sich nicht genügend um sie kümmern können, die voller Sorgen sind und sich abhetzen müssen.

Die Schweiz als eines der reichsten Länder der Welt muss jetzt unbedingt vorwärts machen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde auch längst als Geheimrezept gegen den Fachkräftemangel erkannt und wird deshalb immer mehr auch von bürgerlicher Seite gefordert. Ich setze Hoffnung in das neue Parlament – noch nie waren so viele Eltern im Parlament wie jetzt. Und die Wählerinnen und Wähler haben es in der Hand, diesen Herbst noch mehr Menschen nach Bern zu wählen, die sich für eine kindergerechte, elternfreundliche Politik einsetzen. Wir brauchen den Vaterschaftsurlaub – den Kindern und damit unserer Zukunft zuliebe.


Chantal Galladé,
26.8.2015, 114. Jahrgang, Nr. 238.

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Standpunkte:

27.8.2015, 17:44 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Warum muss die Schweiz als eines der reichsten Länder der Welt ärmer werden?
Warum muss das ganze Volk noch mehr finanzielle Verantwortung für jeden Einzelnen übernehmen? Warum müssen alle Mitarbeitenden eines Betriebes noch mehr Lasten für Einzelne übernehmen?
Fragen Sie nicht, was der Staat für Sie tun kann, tun Sie es selber zusammen mit Ihren Freunden und Bekannten.


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