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«Wandzeitung» vom 28.1.2015:

Es gibt eine Frage, die müssen wir uns zwingend stellen:

Bringt uns «Simplicity» vorwärts?

Es ist ganz einfach. Für einmal schreiben wir nicht über Inhalt, sondern über Methodik. Wir stellen uns die Frage: Wie gehen wir vor, damit wir ein gestecktes Ziel erreichen? Politik ist anerkanntermassen ein komplexes System, doch Grundlagen, die einer richtigen Entscheidungsfindung dienen, lassen sich an Hand richtiger chirurgischer Schnitte auf das Wesentliche reduzieren. Widmen wir uns also der Kernfrage: Was denn ist der Kern der Sache im politischen Umfeld? Welchen Fragen müssen wir uns zwingend stellen, um sicher zu gehen, dass wir fundierte Entscheide fällen? Und somit ans Ziel kommen? Wir schlagen fünf Punkte vor: Von welcher Ausgangslage gehen wir aus – wo liegt das Problem? Welches Ziel wollen wir erreichen? Anhand welcher Strategie kommen wir von der Ausgangslage zum Ziel? Wir antizipieren: Wie wird wohl das Umfeld auf den vorgeschlagenen Weg reagieren? Mit welcher Botschaft beabsichtigen wir, unser Vorgehen zu begründen? Als ich vor vier Jahren mein Buch «Politische Kommunikation» geschrieben habe, habe ich mich exakt mit dieser Frage befasst:

Was müssen politische Akteure zwingend beachten, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen? Anhand eines einfachen Schemas und einer einfachen Checkliste habe ich die Komplexität der Zusammenhänge im politischen Umfeld auf das Wesentlichste reduziert. Als ich das neueste Buch von Benedikt Weibel las, war ich hoch erfreut. Er tut dasselbe! Er reduziert Komplexes auf das Wesentliche. Als SBB-Chef musste er ohne Zweifel ein komplexes System managen. Der Schienenverkehr sollte jederzeit pünktlich verkehren – obwohl er in hohem Mass von externen Faktoren beeinflusst wird. Seine Checkliste zeigt verblüffende Ähnlichkeiten mit obiger. Sie sieht zusammengefasst folgendermassen aus: «Am Anfang jeder Problemlösung steht die Lageananlyse. Lageanalyse bedeutet Mustererkennung.» – «Setzen Sie sich präzise Ziele!» – «Konzentrieren Sie sich in Ihrer Strategie auf die Hebel, welche die stärkste Wirkung erzielen!» – «80/20er-Regel» – Zur Umsetzung empfiehlt er Checklisten. Wie könnte das Umfeld reagieren? «Antizipieren Sie und bereiten Sie Handlungsalternativen vor!» Erarbeiten sie eine einfache Botschaft, die eine gute Geschichte erzählt!

Checklisten sind übrigens nicht bloss ein einfaches Hilfsmittel für die Theorie. Genau weil sie so einfach sind, werden sie gerade auch in hochkomplexen Umfeldern, in denen es um Leben und Tod geht, tatsächlich tagtäglich angewandt. Statistiken zeigen, dass sie in der Fliegerei und der Chirurgie zu einer massiven Reduktion der Fehlerquoten geführt haben. Einfache Grundsätze kann man also anwenden. Auch in komplexen Umfeldern wie in der Politik. Es ist ganz einfach! Könnte «Smiplicity» Winterthur weiterbringen? Die Zitate stammen übrigens aus dem Buch von Benedikt Weibel «Simplicity, die Kunst, die Komplexität zu reduzieren», erschienen Ende 2014 im Verlag Neue Zürcher Zeitung.


Barbara Günthard-Maier,
28.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 28.

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Standpunkte:

29.1.2015, 10:04 Uhr.

Heiner Dübi schrieb:

Ich glaube nicht, dass wir Winterthurer uns mit einem x-fachen Ladenhüter aus den 70iger Jahren, nur weil er neu aufgelegt wurde, vorwärtsbringen. Schon gar nicht im komplexen Umfeld der Politik. Da führt die massive Reduktion der hochkomplexen Problemlösungen mit simplen und manipulierbaren Checklisten zu ungeahnten Fehlerquoten. Simplicity oder «Simpli-City», wie ich es auch gerne nenne, ist ein mathematisches Profil. Ein Trick aus der Mottenkiste, so simpel er tönt, kann Winterthur unmöglich weiterbringen. Wenn es um die komplexe Entfaltung unserer Stadt geht führen Statistiken in den Abgrund.


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