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«Wandzeitung» vom 21.12.2016:

So wunderbare Landschaften wie das Weinland sollen unsere Naherholungszonen sein und bleiben:

Atomendlager unters Bundeshaus!

Die sich Nagra aus Verantwortung nennende Atomfirma weiss, wie in der Schweiz radioaktive Abfälle entsorgt und wie ein sicheres Tiefenlager gebaut werden kann. Alle entscheidenden sicherheitstechnischen Fragen sind beantwortet, sind sich die Chefs des Kompetenzzentrums der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle sicher. Aus diesem Grund hat 2006 auch der Bundesrat den Entsorgungsnachweis anerkannt, der die Machbarkeit eines sicheren Lagers für hochaktive Abfälle in der Schweiz beleuchtet. Alles paletti? Na ja, das mag ja wohl für die Lebenszeit der jetzigen helvetischen Bevölkerung noch gut funktionieren. Aber nur ziemlich überhebliche Leute können sich einer menschlichen Leistung sicher sein. Tristan verkündete weiland: «Nichts ist sicher dem Menschen». Und daran wird sich gewiss nie was ändern. Dem füge ich gerne etwas populistischer hinzu: «Sicher ist dem Hund die Wurst erst, wenn er sie gefressen hat.»

Selbstverständlich ist weder ein Mensch noch eine Unternehmen, nicht ein Tier und keine Pflanze und erst recht sowas wie eine spirituelle Kraft niemals in der Lage, die Verantwortung für den – aus unausgegorenen wirtschaftlichen Antrieben erzwungenen – und nun allen Lebewesen hinterlassenen – Atommüll zu übernehmen. Und was tun damit?

Es ist absolut verständlich, dass sich eine wachsende Gruppe von verantwortungsvollen Menschen, die im zauberhaft grünen Wander- und Wohngebiet Weiland leben, vehement gegen ein Endlager für radioaktive Abfälle engagieren. Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass die Skepsis der Bevölkerung steigt und an der Objektivität und Fairness des Verfahrens zweifelt. Derzeit ist bereits ein Drittel der regionalen Bevölkerung ausrücklich gegen ein Tiefenlager im Weinland und die Opposition wird erfahrungsgemäss, je näher der Entscheid kommt, je grösser. In einer diesbezüglichen Studie heisst es, dass sich die festgestellte Verhärtung an den Meinungspolen zunehmend verhärte.

Derzeit reicht die Nagra ihr Gesuch für die Sondierbohrungen in diesem landschaftlichen Paradies wie auf dem ebenso zauberhaften aargauischen Bözberg ein. Ab 2019 sollen dann sondierende Bohrungen erzwungen werden. In den zwei gewählten Endlagerregionen, sind beim Bundesamt für Energie acht Bohrgesuche eingereicht, über die der Bundesrat aus dem fernen Bern entscheidet.

Es soll bis maximal 2000 Meter in die Tiefe gebohrt werden und je 4000 Quadratmeter Boden beansprucht. Die Pläne für ein immerhin noch nicht definitiv beschlossenes Endlager sind im Gebiet Zürich Nordost bei 92 Prozent der Bevölkerung bekannt, in Jura Ost erst bei 82 Prozent. Der Ausschuss der Kantone, will den Standortentscheid einzig auf sicherheitstechnische Grundlagen stützen.

Der im Übrigen staatsmänisch auftretende Zürcher SVP-Regierungsrat, Markus Kägi, vertritt die absolut undemokratische Auffassung, dass die Suche für ein Tiefenlager nicht politisiert werden darf. Wir haben ein mündiges Volk, das sich, wie das üblich ist in der Schweiz, eine eigene Meinung erlaubt. Und meine persönliche wie politische Überzeugung ist, dass das Endlager 2000 Meter unter das Bundeshaus gehört. Dort liegt es richtig. Genau dort, wo verantwortungslose Entscheide gefällt werden. Voilà!


Guido Blumer,
21.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 356.

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