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«Wandzeitung» vom 2.12.2016:

Alltägliches:

Ankommen.

Nun ist sie da, die schwierige Jahreszeit, in der wir mit Kerzenlicht gegen das nasskalte Grau ankämpfen. Geschäftiges vorweihnachtliches Treiben macht sich breit. Deko überall. Diese Zeit möchte ich nutzen und male kleine Bildchen, mit denen ich hoffe kleine Weihnachts-Freuden zu erzielen. Eine Freundin meinte, ich solle mein Talent endlich nutzen. Wenn ich dran bleibe, könnten sich Erfolge abzeichnen. Im Dranbleiben bin ich ja geübt.

Sieben Monate bin ich jetzt auf Jobsuche. Mit jedem Tag bin ich älter und mein Handicap noch ärger. Leere Versprechungen sind an der Tagesordnung und jedes Mal warte ich voller hoffnungsvollem Bangen. Dieser Tage fällt der Entscheid für zwei verschiedene Branchen, die mich in ganz andere Richtungen katapultieren würden. Flexibilität ist die hervorragendste Eigenschaft, die man in der heutigen Zeit anbieten muss. Und dann Biss, Ausdauer und Hingabe, um den Weg, der einem vorbestimmt wurde, zu gehen. Die sogenannt letzte Chance! Den Traum, mein Schreiben und Malen weiterzuentwickeln, muss ich auf meine Freizeit reduzieren. Leider sieht es unser System nicht vor, dass jeder Mensch seinen Begabungen entsprechend gefördert wird und in der Berufswelt dort seinen Platz findet. Eine Katastrophe eigentlich. Die meisten sind irgendwelche Lücken-Büsser, die tapfer vor sich hinschuften. Viele sind freudlos am Werk und das merkt man dann auch.

Die Postzustellung ist auch so eine Baustelle. Während Bewerbungen im virtuellen Netz nie ankommen, weil die Handhabung der zeitraubenden Accounts so kompliziert, wie genial konzipiert sind, funktioniert das Medium A-Post oft bei mir gerade nicht. Ob’s beim Stellenanbieter liegt, dass die Bewerbung angeblich nie angekommen ist in der Nachbargemeinde, weiss ich nicht. Kuriere, die für die Papier-Zustellung zuständig sind, haben auch keine prickelnden Arbeitsbedingungen. Unter Zeitnot von Brief-Box zu Kasten eilend, bleiben meine zwei Karten im Regen auf der Treppe liegen. Dafür sind zwei fremde Briefe in meinem Werbekatalog. Ich deponiere sie auf der Ablage über den Briefkästen. Die Post rechtfertigt sich mit einer Etikette, dass diese nicht von ihnen zugestellt seien. Anscheinend kennt sie dieses Problem. «Man» solle sich direkt bei dem Kurierdienst melden. Die Arbeitslose macht es. Tags darauf bittet der Kurier im Antwortmail, man solle die Briefe lassen, wo sie sind. Längst juckt es mich in den Fingern, die Post selber auszutragen, aber mich «wunderet’s», wie lange das Ganze dauert. Letztlich sind die Briefe eine Woche unter Dach, aber an der Feuchtigkeit gewesen, bis sie hoffentlich am richtigen Ort angekommen sind.

Während ich diese Zeilen tippe, warte ich gespannt auf die neuen Stellenangebote, die in Kürze via Suchportale eintreffen werden. Vielleicht geschieht ja ein Weihnachtswunder? In der Zwischenzeit stürze ich mich in die Hausarbeit, nerve meine Liebsten mit meinen Launen und hab ein paar Kilos zugelegt. Darüber bin ich nicht unglücklich. Aber ich hoffe trotzdem auf das berühmte Lichtlein nach dem Tunnel oder das Türlein, das sich öffnen sollte. Und Sie, sind Sie angekommen?


Momo Appenzeller,
2.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 337.

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