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«Wandzeitung» vom 24.12.2014:

Einkaufstourismus:

Schnäppchenjäger & Co.

Manchmal bin ich tatsächlich auch Einkaufstourist. Meistens in Colmar oder in Konstanz, und ich staune jedesmal, wenn ich bei der Hinfahrt einen vollbesetzten Zug erlebe, bei der Rückfahrt ebenfalls, nur dann mit vielen grossen Einkaufstüten. Beeindruckend sind auch die Warteschlangen beim Zollbüro, wo man die grünen Zettel abstempeln lassen muss, damit man bei der nächsten Einkaufstour im selben Laden, in dem man eingekauft hat, die Mehrwertsteuer zurück erhält. Lohnt sich dieser Aufwand auch? Offenbar schon, sonst würden nicht werktäglich solche Massen nach Konstanz pilgern – lieber noch im Auto, mit dem man dann stundenlang auf einen Parkplatz warten muss. Nun kommt es natürlich sehr darauf an, was man denn so viel billiger einkaufen soll. Für mein Klopapier reise ich nicht ins Ausland, die Kloppapierschlepperei und die wenigen Rappen, die ich vielleicht spare, lohnen sich nicht. Es ist überhaupt fraglich, was sich denn lohnt, wenn ich die Reise und die Zeit anschaue, die mich das Abenteuer kostet. Das erinnert mich an die Autofahrer, die für den billigsten Benzinpreis einen 10km-Umweg machen. Das spart dann gar nichts.

Was lohnt sich denn WIRKLICH? Kurz gesagt: Bücher, Apotheker-Schönheitssachen und auswärts essen. Bei den Büchern gibt es nicht nur Geldersparnis: in der Schweiz wird der aufgedruckte Europreis leider zu forsch hochgerechnet. Die Auswahl ist schlicht und einfach überwältigend. Bei Osiander finde ich praktisch jedes Buch, im Konstanzer Bücherschiff eine auserlesene Auswahl aus der Vielfalt neu erschienener Bücher.

Essen und trinken: Da ist nicht nur alles viel günstiger sondern auch viel besser und netter. Jetzt kommen die Kritiker und sagen: Klar, bei einem Tieflohnland wie Deutschland müssen ja die Preise auch viel tiefer sein. Einverstanden. Trotzdem: Wo finde ich in Winterthur oder Zürich ein Mittagsmenü zum Beispiel mit gemischtem Salat, Cordon bleu und Reis und Gemüse für 13 Euro? Oder ein Silvestermenü mit fünf Gängen für 59 Euro? Eben. In Konstanz gibt es zwei hervorragende Restaurantsadressen: Das eine mit den gerade erwähnten Speisen ist das MATO, geführt von Jorge Rodriguez, der auch für die spanische Weinauswahl verantwortlich ist, das andere ist das BODAN, bei dem der Sonntagsbrunch mit dem üblichen Frühstücksangebot wie Säfte, Croissants, Brötchen auch Lachs, Wienerschnitzel, Speck, Würstchen und vieles mehr für 22.50 erhältlich ist. Da ist Donath Heppeler der geübte Gastwirt, der seine Gäste verwöhnt. Interessant ist auch der Verwöhneffekt: Wenn man in diesen zwei Restaurants mehr als einmal einkehrt, gibt es nette Überraschungen, mal eine zusätzliche Vorspeise, mal einen Grappa und eine Crema catalana. Ein Beispiel für Kundenfreundlichkeit: Eines Mittags, als das Mato sehr besetzt war, haben wir auf unsere Bestellung länger als sonst gewartet. Der Kellner hat sich für die Warterei entschuldigt und unsere Geduld mit zwei Gläsern edlem Wein honoriert. Bei uns gibt’s das nicht, auch wenn man Stammgast ist. Noch zur Parfümerie, zur Schönheit und Hygiene. MÜLLER gibt es ja auch bei uns, aber mit einem im Vergleich zu Deutschland radikal verkleinerten Angebot.

 

 

 


André Bernhard,
24.12.2014, 113. Jahrgang, Nr. 202.

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