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«Wandzeitung» vom 6.6.2016:

Extremismusfachstelle:

Quartiere leisten viel Integrationsarbeit!

Winterthurerinnen und Winterthurer seien lokalpatriotisch, konnte man kürzlich lesen. Das kann ich nachvollziehen, auch ich bin eine stolze Winterthurerin und freue mich insbesondere, wenn meine Stadt auch ausserhalb der Region wahrgenommen wird.

Weniger glücklich bin ich, wenn ich in nationalen Medien lese und höre, Winterthur sei eine Islamistenhochburg und ein Nest für Jihad-Reisende. Einzelne Fälle in der jüngeren Vergangenheit haben dieses Bild, unter anderem mit Hilfe gewisser politischer Kreise, die gerne Ängste schüren, gezeichnet und zementiert.

Ich möchte diese Einzelfälle nicht bagatellisieren. Jeder einzelne, der sich dem islamistischen Terror verschreibt, ist einer zu viel. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, entsprechende Signale wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Darum begrüsse ich es, dass Winterthur eine Extremismusfachstelle einrichten wird und damit der Bevölkerung eine Anlaufstelle zur Verfügung stellt.

Damit ist es aber bei weitem nicht getan! Es ist ja nicht so, dass es nicht schon ganz viele Leute in Winterthur gäbe, die sich mit extremistischen Entwicklungen geschäftigen und die über ein entsprechendes Knowhow verfügen. Gerade in sogenannt gefährdeten Quartieren ist diesbezüglich ganz viel Engagement vorhanden.

In den Quartieren wird enorm viel geleistet, um das Zusammenleben positiv zu gestalten. Quartiervereine, Elternräte, politische und kirchliche Gruppierungen bieten Angebote für eine lebendige Quartierkultur, für Integration und eine gute Lebensqualität.

Dieses Knowhow und Engagement in den Quartieren gilt es nun abzuholen. Es reicht nicht, dass im Superblock in Zukunft eine Fachperson sitzt, die sich mit Extremismus beschäftigt. Es ist nun an der Zeit, mit den Vereinen und Organisationen in der Stadt in Kontakt zu treten, sich mit ihnen auszutauschen, vorhandenes Wissen und Erfahrung zu bündeln und zu nutzen.

Ich hoffe, dass dadurch der Blick wieder etwas geöffnet wird. Natürlich ist es wichtig, gefährliche Tendenzen wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Der einseitige Fokus auf Probleme ist aber ebenso schädlich. Quartiere mit einer grossen kulturellen Vielfalt sind nicht einfach per se schwierig. Es gilt, die Herausforderungen, vor welche uns solche Quartiere stellen, anzunehmen und konstruktiv darauf zu reagieren, wie das die Vereine und Organisationen vor Ort seit langem tun, indem sie die Menschen, die dort leben, einbinden, mit ihnen zusammen das Quartierleben gestalten und sie mitverantwortlich machen.

Mit drastischen Sparmassnahmen wurde die städtische Quartierentwicklung dermassen geschröpft, dass sie in gewissen Quartieren kaum noch, in anderen gar nicht mehr präsent ist. Hier sind Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner in die Bresche gesprungen und haben viel Verantwortung übernommen, auf freiwilliger Basis. Ich erwarte von der Stadt nun, das dieses freiwillige Engagement gebührend wahrgenommen und honoriert wird, und dass der Dialog gesucht wird, um gemeinsam für ein Winterthur zu arbeiten, in welchem ein lebendiges Miteinander selbstverständlich ist und in welchem kulturelle Vielfalt als Bereicherung erlebt werden kann.

 


Christa Meier,
6.6.2016, 115. Jahrgang, Nr. 158.

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Standpunkte:

15.6.2016, 20:43 Uhr.

Urs Stucki schrieb:

Ich kann dieses Geschwätz über Dialog, der gesucht werden müsse und über die kulturellen Vielfalt als Bereicherung nicht mehr hören. Kultur ist wertefrei und für mich nicht nur positiv besetzt. Auch Mädchenbeschneidungen und Steinigungen sind kulturelle Merkmale. Schon allein, dass man das als Bereicherung bezeichnen muss, sagt alles aus. Wer wird denn da bereichert? Bereichern wir uns an «denen» oder sie sich an uns? Warum diese Zwanghaftigkeit, dass es bereichernd sein muss? Ist es nicht so, dass es deswegen als Bereicherung bezeichnet wird, um uns über die vielen Probleme die wir mit diesen Menschen haben hinwegzutrösten? Wenn ich mit anderen Menschen den Dialog suchen MUSS, damit ein friedliches Zusammenleben möglich ist, dann läuft schon einiges völlig falsch. Mit mir muss niemand den Dialog suchen, um mit mir friedlich zusammenzuleben oder friedlich neben mir zu leben. Es muss mit mir auch gar niemand ZUSAMMENleben. Jeder kann einfach so leben wie er möchte, so lange er mich mein Leben leben lässt, wie ich es möchte. Mit den Koranverteilern, die ein religiösfundamentalistisches Weltbild vertreten müssen, möchte ich keinen Dialog suchen und sie sind auch keine kulturelle Bereicherung.


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