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«Wandzeitung» vom 4.3.2016:

Können alle nichts dafür ...

powerpay und eat.ch!

Kürzlich war ich schon um 14 Uhr zu Hause und öffnete die Post. Fand darin die «Monatsrechnung» von powerpay.ch. Powerpay? Keine Ahnung, wer oder was das ist. Im Kleingedruckten die Auflistung, wann und für welchen Betrag ich via eat.ch bestellt habe. Mehr nicht. Nicht was und auch nicht bei wem. Für das Ausstellen der Rechnung verlangt powerpay.ch 2 Franken 90. Plus die Ankündigung, bei Teilzahlung 15 Prozent Verzugszins auf den Betrag zu schlagen. Der ausgefüllte Einzahlungsschein listet den Teilzahlungsbetrag inklusive Verzugszins auf. Ich staune. Die Firma kenne ich nicht, bestellt habe nichts, zahlen soll ich aber innert einer Woche. Die powern ganz schön, um zu ihrem Pay zu kommen.

Ich rufe powerpay.ch an. Die Dame am anderen Ende der Leitung kann nichts für die Rechnung, die haben sie von der eat.ch gekauft für das Inkasso. Falls ich nichts bestellt hätte, solle ich eine Strafanzeige gegen unbekannt machen, allenfalls hätte jemand auf meinen Namen bestellt. Ich schlage ihr vor, gegen powerpay.ch Strafanzeige zu machen, damit sie trotzdem involviert werden, denn ich möchte weder Mahnung noch Betreibung, denn von mir sehen die kräftigen Geldeintreiber (oder habe ich das jetzt falsch übersetzt?) mit Garantie keinen Rappen, auch wenn sie mich per Monatsrechnung in ihr lukratives Verzugszins-Geschäft einbinden wollen. Ich könnte der Powerpay auch Rechnung stellen, für die von mir gebrauchte Zeit für diesen offensichtlichen Betrugsfall. Das findet die Dame gar nicht lustig, denn sie kann ja eben nichts dafür, ist nur für das Inkasso zuständig.

Sie gibt mir die Telefonnummer der eat.ch. Die können nichts dafür, dass sie vom Kunden falsche Daten kriegen. Sie finden es normal, dass dreimal hintereinander mitten in der Nacht bei einem Pizzakurier und auf Rechnung Esswaren für knapp 500 Franken bestellt werden. Dass die Lieferadresse für das Essen nicht der Rechnungsadresse entspricht, irritiert die eat.ch nicht weiter. Logo, denn die verkaufen die Rechnung an die powerpay, die ihr den ausstehenden Betrag bezahlt und bei mir Inkasso macht. Eine illustre Reihe von «ich kann auch nichts dafür, aber es rentiert halt.» Ich solle Strafanzeige gegen unbekannt machen. Ich wiederhole den Vorschlag, auch die Firma anzuklagen, einfach damit alle Betroffenen auch involviert seien, aus Gleichberechtigung sozusagen. Und ich bedanke mich dafür, immerhin Stoff für diese Kolumne erhalten zu haben. Dies findet er gar nicht lustig und erzählt von der Internationalität der eat.ch plus seiner kompetenten Rechtsabteilung. Dann gibt er mir die Lieferadresse. Flugs fahre ich mit dem Velo hin. Dort treffe ich einen überraschten Mann, ja, da war doch mal was, eine Party oder so, aber er hat nichts bestellt.

Kann nichts dafür, mag mich darum auch nicht zwecks Aufklärung zur Stapo begleiten, und sowieso, die würden ihn dort kennen. Ich kann etwas dafür. Dafür, dass ich Strafanzeige mache. Dafür, dass ich diesen Text schreibe, auch zur eigenen Verarbeitung. Ich mag es, Dinge grundsätzlich aus verschiedener Perspektive zu betrachten. Etwas für das eigene Tun zu können, finde ich cool, nenne das Eigenverantwortung.


Marlies Bänziger,
4.3.2016, 115. Jahrgang, Nr. 64.

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Standpunkte:

4.4.2016, 10:40 Uhr.

Marlies Bänziger schrieb:

Hi, hi, hi, und heute steht es im «Landboten».


15.3.2016, 17:01 Uhr.

Müller schrieb:

Plötzlich kann man nicht mehr mit powerpay bezahlen.


8.3.2016, 21:45 Uhr.

Hans Peter schrieb:

Danke für den Artikel! Er gehört in die Publikation 20min.ch, dass es möglichst viele lesen und eat.ch auf ihre persönliche Boykottliste setzen.


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