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«Wandzeitung» vom 4.7.2016:

Das alte Lied:

Ja natürlich, selbstverständlich, sowieso.

Dieser Tage sind die Medien voll mit neuesten Meldungen, Informationen und Spekulationen zum Brexit. Dieser Text entsteht heute, am Montag nach dem Entscheid des Englischen Volkes. Bis sie ihn lesen, ist noch massiv mehr informiert und wohl auch spekuliert worden. Handfeste Neuigkeiten wird es aber auch dann noch nicht geben. Es ist ein bisschen wie nach der Schweizerischen Abstimmung zur Masseneinwanderung: Das böse Erwachen kommt, gefolgt vom inneren Erschrecken darüber, dass das populistische Spiel ja eigentlich ohne entsprechendes Ergebnis geplant war.

Ein bisschen erinnert mich das an die kommenden Präsidentschafts-Wahlen in den USA: Was vor ein paar Jahren als medienwirksame und unterhaltsame Tea-Party-Bewegung begann, in den Medien freudig gepushed wurde, über die wir amüsiert den Kopf schütteln konnten, endet möglicherweise mit einem 70-jährigen, debilen Pseudopatriarchen als Präsident der USA, oder aber mit einer 68-jährigen Frau, die eigentlich gar niemand wählen wollte, weil niemand weiss, wofür sie eigentlich steht, ausser für die eigene Macht- und Einflussnahme, allenfalls als Kompensation zur früheren Rolle als Präsidentenbegleiterin.

Auch nach diesem «Volksentscheid» wird sich das weltweite Publikum verwirrt die Augen reiben und fragen, was das ganze denn nun soll und wie es wohl weitergehen werde mit der globalen Entwicklung. Und wieder bietet dies den stets minutenaktuellen Medien Platz zu Spekulation und Werweissen. Sogenannt wichtige Köpfe aus Wirtschaft und Politik tun laufend ihre immer mal wieder wechselnde Meinung kund, die je nach Finanzkraft des Postulierenden einen entsprechenden Platz bekommt in den Medien und darum beim Fussvolk in der Folge als «wichtig» eingestuft wird. Und wir kennen sie, die Mächtigen und Wichtigen, denn sie sind so ja permanent quasi anwesend. Damit können wir uns fast auch ein bisschen wichtig fühlen, als Teil des Ganzen.

Ob und inwieweit wir tatsächlich mitbetroffen sind, ist eine ganz andere Frage.

Es wird nicht viel geschehen. England kann es sich nicht wirklich leisten, aus der EU auszutreten. Schon der Jungen wegen, die mit einem überwältigenden Mehr für einen Verbleib gestimmt haben und um deren Zukunft es ja eigentlich geht. Auch der separatistischen Bewegungen in Schottland und Nordirland wegen, die sich sonst allenfalls vermehrt für eine Loslösung vom Königreich einsetzen würden, um ihrerseits in der EU verbleiben zu können.

So heiss wird dieser Brei jedenfalls nicht gegessen.

Die USA werden weder von einer Präsidentin noch einem Präsidenten regiert, sondern vom Mammon und seinem Besitzer. Der Einfluss der Finanzmächtigen bleibt, unabhängig vom Aushängeschild darüber. Das hätte höchstens einen Einfluss auf den Ruf der Weltmacht. Zu Zeiten der kontrollierten Berichterstattung ist aber auch dies eigentlich zweitrangig.

Werde ich alt? Ja, natürlich, jedenfalls jeden Tag älter. Habe ich das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben: selbstverständlich. Meine ich, einen plakativen Lösungsansatz zu haben? Sowieso:

Umverteilung stoppen. Neue Finanzmodelle. Freie, unabhängige und vielfältige Medien.


Marlies Bänziger,
4.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 186.

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