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«Wandzeitung» vom 12.7.2016:

Mehr Schein als Sein oder Ausdruck eines gesunden Selbstwertgefühls:

Aktives Selbstmarketing.

Letzthin besuchte ich einen Kurs über aktives Selbstmarketing. Es ging darum zu lernen, wie man sich auf dem verdeckten Arbeitsmarkt präsentiert, um für den potenziellen Arbeitgeber interessant zu sein. Man schreibt gezielt Unternehmen an, die einen interessieren und bietet seine Dienstleistungen und Vorzüge an. Dazu definiert man seinen USP, seinen Unique Selling Point. Der USP soll Merkmale umfassen, die einen von der Konkurrenz abheben. Das können auch mal sogenannte soft skills sein, also zum Beispiel Charaktereigenschaften oder Sozialkompetenzen.

Neben der eigentlichen Bewerbung gibt es diverse Internet-Plattformen, wo man sich darstellen kann. Zum Beispiel LinkedIn, ein soziales Netzwerk für Berufsleute, das man sowohl zur Jobsuche als auch zur Wiederfindung und Pflege ehemaliger Arbeitskontakte nutzt. Auf LinkedIn kann man ausformulierte Empfehlungen und Referenzen ehemaliger Vorgesetzter und Arbeitskollegen platzieren und man führt seine Kenntnisse auf. Ein Projektleiter beispielsweise unterteilt seine «Topkenntnisse» in folgende Bereiche: Project finance, structured finance, due diligence, corporate finance et cetera. Dabei ist der Grad der Kenntnisse mit unterschiedlich langen Balken angegeben. Es gibt Menschen, die gerne ein Job-Profil von sich erstellen. Für diese Menschen ist das Profil lediglich ein Abbild ihrer beruflichen Fähigkeiten. Oder mehr. Für andere ist schon der Gedanke daran ein Knorz. Eine unüberwindbare Barriere.

«Wenn man heutzutage nicht zu finden ist im Internet, fällt das doch negativ auf», sagte eine Frau im Kurs. Dies könnten sich nur Topmanager leisten und Angehörige von Berufsgruppen, wo das Internet grundsätzlich keine Rolle spielt. Facebook sei in Ordnung, wurde diskutiert, aber nur, wenn man darauf ausgewählte private Fotos veröffentlicht. Zum Beispiel ich mit dem Mountainbike auf einem Pass. Die Frau hat Biss! Jemand meinte, dies könne man ja inszenieren, sich von einer Seite zeigen, die man gar nicht hat. Brave new world!

Helfen Plattformen wie LinkedIn Arbeitgebern, die Spreu vom Weizen zu trennen? Vielleicht. Es ist klar, dass der Text professionell daherkommen muss, dass man ihn ausschmücken und zum Teil auch schönreden muss. Zuweilen sitzt der, der das Profil dann liest, einer Mogelpackung auf. Im Supermarkt gibt es x-verschiedene Modelle eines Produktes, die sich im Design und der Verpackung unterscheiden. Wie viele Male sind wir schon auf ein Produkt hereingefallen? Wie viele Male auf einen Menschen? Das LinkedIn-Profil einer Person kann perfekt sein und das Mail derselben strotzt dann vor Fehlern.

Authentisch sein, das sei das Geheimrezept, wurde im Kurs gesagt. Im Berufsleben kann man dies aber nur bedingt. Wenige Menschen sind wahrhaft authentisch. Manche Menschen machen gerade so viel, wie sie verantworten können. Dazu gehört bei den einen sogar das Erstellen eines LinkedIn-Profils. Die anderen trotzen den gut gemeinten Ratschlägen und gehen weiterhin ohne durchs Leben.

 


Rosmarie Schoop,
12.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 194.

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